Opel Senator B 3.0 i

erschienen in der Auto Zeitung vom 06.06.1987

Neuer Anlauf unter altem Namen

Spitzentechnik und ein überarbeiteter Sechszylinder-Motor sollen Opel einen Platz in der Luxusklasse sichern. AutoZeitung fuhr den neuen Senator, der mit seinem Vorgänger nur noch den Namen gemein hat.

Mehr als 30 Jahre liegt es schon zurück, seit Opel zum letzten Mal die automobile Oberklasse fest im Griff hatte. Kapitän hieß damals das Erfolgsmodell der Rüsselsheimer, mit dem sich die besten Verkaufserfolge auf dem Markt für Luxuslimousinen in Deutschland erzielen ließen.

Ein vergleichbarer Erfolg war den Nachfolgern Admiral und Diplomat nicht beschieden. Die stattlichen Karossen mit amerikanischer Technik und US-Flair hatten gegenüber BMW- und Mercedes-Modellen kaum Chancen. Als 1977 der erste Senator vorgestellt wurde, schöpften die Verantwortlichen in Rüsselsheim wieder Hoffnung, in der gehobenen Klasse mitmischen zu können.

Doch der große kommerzielle Durchbruch blieb dem Senator versagt.

Immerhin konnten im Lauf der rund zehnjährigen Bauzeit mehr als 100.000 Exemplare verkauft werden.

Grund genug für die Opel-Verantwortlichen, sich für eine Neuauflage des Senator zu entscheiden.

Die Aufgabe, die Techniker und Designer zu lösen bekamen, war beileibe nicht einfach. Zum einen sollte das erfolgreiche Mittelklasse-Modell Omega als Basis für den Senator dienen, zum anderen mußte das neue Opel-Flaggschiff eine eigenständige Baureihe werden, die optisch wie technisch hohe Ansprüche zu erfüllen imstande ist.

Die erste Begegnung mit dem neuen Senator läßt den Schluß zu, daß Ingenieure und Designer ihre Aufgabe ausgezeichnet gelöst haben.

Der optische Unterschied zum Omega geriet ausreichend groß. Durch mächtige Stoßfänger, vorne sind Nebelleuchten integriert, und geänderte Bug- und Heckpartie erhielt der Senator sein eigenständiges Gesicht.

Die Platzverhältnisse im Innenraum sind schon im Omega so bemessen, daß kein Vergleich mit Vertretern der Luxusklasse gescheut werden muß.

Das gilt natürlich auch für den Senator.

 

Die hochwertigen Stoffe für Bezüge und Seitenverkleidungen werden mit Sicherheit allen Kundenwünschen gerecht. Vom neugestalteten Armaturenbrett können in der CD-Version die Werte von Flüssigkristallanzeigen abgelesen werden.

Motorisiert wird der Senator vorerst ausschließlich mit einem Drei-Liter-Sechszylinder-Motor.

Das Einspritzaggregat leistet ohne Katalysator 177 PS. Mit dem geregelten Dreiwege-Abgasreiniger stehen 156 PS zur Verfügung.

Der Kat-Motor bringt genügend Leistung, um dem 1.494 Kilo schweren Senator zu ordentlichen Fahrleistungen zu verhelfen.

Laut Werksangabe braucht der Top-Opel genau 10 Sekunden, um aus dem Stand auf 100 km/h zu spurten, die Höchstgeschwindigkeit wird mit 208 km/h angegeben.

Doch der Durchzug läßt etwas zu wünschen übrig. Hier macht sich die Leistungsminderung bemerkbar, die der Katalysator verursacht.

Es wird noch rund ein Jahr dauern, bis Opel die Leistung des Kat-Motors mit jener der ungereinigten Maschine gleichgesetzt hat.

Die Vierstufen-Automatik harmoniert gut mit dem Senator-Triebwerk. Die Schaltvorgänge werden kaum wahrgenommen.

Überzeugen konnte vor allem der erste Eindruck, den das Fahrwerk hinterließ. Die regelbare Fahrwerksdämpfung ermöglicht es, das Senator-Fahrwerk mit einer Schalterdrehung den jeweiligen Erfordernissen anzupassen. In der Komfortstellung fällt die Dämpfung denkbar weich aus.

Übersteigt die Geschwindigkeit die 115 km/h-Grenze, schaltet die Fahrwerksregelung automatisch in die mittlere Dämpferstufe.

Bei schneller Fahrt empfiehlt sich die sportliche Abstimmung. Vielleicht irritiert "sportlich", denn bei dieser Dämpfer-Einstellung liegt der Senator zwar spürbar straffer, an seinem komfortablen Gesamteindruck ändert sich jedoch absolut nichts.

Für einen Vertreter der Luxus-Klasse ist der neue Senator ein ausgesprochen handliches Auto. Winklige Landstraßen bereiten regelrecht Vergnügen, zumal die elektronisch geregelte Servolenkung präzis arbeitet und guten Fahrbahnkontakt vermittelt. Die eigentliche Domäne des Senator ist jedoch die Autobahn. Durch sein ruhiges Fahrverhalten und den unbeirrbaren Geradeauslauf empfiehlt er sich als Reisewagen.

Auf aufwendige Technik allein sollten sich die Opel-Verantwortlichen nicht verlassen, um dem Senator eine erfolgreiche Zukunft zu ermöglichen. Der neue Top-Opel verfügt über eine serienmäßige Ausstattung, die namhafte Konkurrenten nur gegen Aufpreis liefern. Dazu gehören unter anderem: ABS, Automatik, elektronisch geregelte Servolenkung, Leichtmetallräder, elektrische Fensterheber, heizbare Vordersitze, Stereoradio und Lederlenkrad.

Fazit:

Nach der ersten Begegnung mit dem neuen Spitzen-Opel bleibt ein positiver Eindruck zurück. Doch einfach wird es für den Senator nicht werden, an die Erfolge des Kapitän in den 50er Jahren anzuknüpfen. Doch das Zeug dazu hat er.