Opel Commodore C 2.5 S

Test Opel Commodore 2.5 S, erschienen in ams 17.01.1979

Mittelstand

Opels Commodore war seit jeher ein Rekord mit Sechszylinder-Motor. Allein die Neu-Auflage macht da eine Ausnahme; der Commodore Jahrgang 1979 ist auch in der Karosserie ein Verschnitt zwischen einem kleineren und einem größeren Modell.

Diese Novität im Grundkonzept wird schon bei ungenauerem Hinsehen deutlich. Die Frontpartie des Commodore ist baugleich mit jener des darüber angesiedelten Senators, und erst von der Frontscheibe an verläßt der neue Opel-Sechszylinder den neuen Weg: da ist er wieder, nach altem Hausmacher-Rezept, ein echter Rekord.

Solch aufwendiger Stil hatte seinen Grund. Opel hätte zwar gerne das alte Commodore-Verfahren angewendet und einfach nur den Sechszylinder in den Rekord gehängt, doch das ging diesmal nicht. Die aus aerodynamischen Gründen stark abfallende Rekord-Front war nicht in der Lage, den langen Reihen-Sechszylinder problemlos zu schlucken, so daß es - zur Realisierung des Projekts Commodore - gar keine andere Wahl gab. Man machte aus dem Rekord einen halben Senator, und schon paßte der Motor wie angegossen.

Der karosserietechnische Klimmzug zahlt sich freilich aus. Denn "der exclusive Sechszylinder-Komfort" (Opel über den Commodore) wird nun optisch deutlicher erkennbar, als dies bei früheren Modellen der Fall war. Auf der Autobahn zum Beispiel wird dem mit Senator-Maske dahinstürmenden Commodore schön Platz gemacht.

Daß dies nicht ganz umsonst geschieht - dafür ist ein 2,5 Liter großes Reihen-Sechszylinder-Triebwerk verantwortlich, das eine maximale Leistung von 115 PS entwickelt und ein maximales Drehmoment von 179 Nm erreicht. Diese Kennziffern sind übrigens die gleichen wie die des Commodore-Debütanten im Jahr 1967. Auch damals schon trat der motorisch aufgewertete Rekord mit 115 PS an.

So läßt sich heute zumindest sagen, daß dieser Motor schön ausgereift und entsprechend zuverlässig ist. An die Watung stellt er mit seinen Hydrostößeln, die ein Einstellen des Ventilspiels überflüssig machen, ebenfalls keine großen Ansprüche. Bemerkenswert ist gegenüber den Vierzylindern ein Plus an Laufruhe und Geschmeidigkeit, wenn auch nur bis etwa 5500 Touren. Darüber verliert der Sechszylinder einiges von seiner Kultur und benimmt sich, mit zunehmender Rauheit, nicht mehr ganz standesgemäß.

Im praktischen Fahrbetrieb spielt diese Eigenart jedoch keine große Rolle, da man - ganz gleich ob mit Schaltgetriebe oder Automatik - Drehzahlen zwischen 2000 und 5000 Touren bevorzugt. Hier schnurrt die Maschine sehr behaglich und zeigt eine angenehme Agilität. Sie darf jedoch nicht darüber hinwegtäuschen, daß der 2,5-Liter-Commodore kein beängstigend starkes Auto geworden ist.

Zumal die Automatik-Version erreichte nur durchschnittliche Fahrleistungen und zeigte sich bei voller Zuladung (480 kg) einigermaßen schlapp. So ist die Daseinsberechtigung dieser Verbrennungsmaschine leicht zu erklären: man fährt praktisch nicht schneller mit ihr als mit den beiden stärksten Vierzylinder-Versionen des Rekord (2.0 S und 2.0 E), aber man fährt doch eine ganze Klasse angenehmer.

Nicht uninteressant ist in diesem Zusammenhang ein Leistungsvergleich zwischen dem 2,5-Liter-Commodore und dem Senator mit 2,8-Liter-Motor. ams fuhr beide Modelle mit Getriebeautomatik und registrierte in der Beschleunigung bis 120 km/h nur geringe Differenzen. Erst im oberen Geschwindigkeitsbereich zieht der Senator dann unaufhaltsam davon und erreicht auch eine um exakt zehn km/h größere Höchstgeschwindigkeit (185,6 statt 175,6 km/h).

Die größere Geschmeidigkeit und auch das insgesamt angenehmere Geräuschbild gegenüber den Vierzylindern haben freilich nicht nur ihren Preis in höheren Anschaffungskosten.

Der Commodore verbraucht auch insgesamt mehr Superbenzin. Unter 15 Liter pro 100 km kommt man mit der Automatik-Version kaum und wer das sparsame Drehvermögen der inzwischen elfjährigen Maschine nutzt, konsumiert auch mal 18 Liter.

Er hat allerdings auch bei schneller Fahrt nicht zu befürchten, plötzlich von der Straße zu fliegen. Denn auch der Commodore, der ja das gleiche Fahrwerk wie der Rekord hat und nur anders abgestimmt ist, zeigt sich mustergültig fahrsicher.

Er läuft sehr gut geradeaus und verhält sich in Kurven wünschenswert neutral, wobei die präzise und leichtgängige Servolenkung (Aufpreis: 990 Mark) Richtungsänderungen in der beabsichtigten Sorgfalt ermöglicht.

Der Federungskomfort ähnelt dem des Rekord; der Commodore fühlt sich straff an, wirkt aber dank einer geglückten Abstimmung niemals unangenehm hart.

Solche Eigenschaften machen es nicht allzu schwierig, den preiswerten Opel-Sechszylinder (Grundpreis zweitürig: 16.765 Mark) innerhalb des Opel-Programms richtig einzustufen.

 

Denn der Commodore ist zweifellos das richtige Auto für all jene Freunde des Hauses, die sich im Rekord mehr Motor-Komfort wünschen, auf den Federungskomfort des Senators jedoch verzichten können. Sie zahlen dann nur 427 Mark mehr als für den stärksten Rekord, aber eben auch fast 7.000 Mark weniger als für den billigsten Senator.