Opel Omega B 2.0
erschienen in der Auto Zeitung vom 18.02.1994
Verdammt gut kalkuliert
Fast noch ofenfrisch - und schon getestet: der neue Opel Omega. Am Start die Basisversion mit 115 PS und tollem Preis-Leistungsverhältnis.
Der neue Opel Omega steht unter Erfolgsdruck. Sein Vorgänger hat die Meßlatte hoch aufgelegt, immerhin wurde er in acht Jahren rund eine Million mal produziert. Wenn es gilt, ein Marktsegment neu zu bestücken, in dem sich allein in Deutschland rund 10 aller produzierten PKW tummeln, sind Experimente nicht gefragt. Erste Reaktionen auf den Neuling sind freilich zurückhaltend. Kaum ein Passant verrenkt sich den Hals, um das zu bestaunen, was da auf der Straße vorbeirollt.
Es liegt wohl daran, daß Opel mit seinem neuen Modell nicht aus dem aktuellen Design-Trend ausschert. Das "Aha-Erlebnis" bleibt aus - rund sind sie schließlich alle. So bleibt den Designern vorab nur das Kompliment, trotz größerer Außenabmessungen eine harmonische und wohlproportionierte Karosserie auf die Räder gestellt zu haben. Wer formale Eigenständigkeit sucht, muß weiter in die Tiefe gehen.
Da ist zuerst das große Opel-Emblem im Kühlergrill, das dem Betrachter plakativ als Identitätsnachweis ins Auge springt. Als weiteres Stilmittel zieht sich eine Sicke vom vorderen Kotflügel über die Motorhaube. Am Heck fallen die Rückleuchten auf, die etwas aus der Karosserie herausstehen. Neben stilistischen Gesichtspunkten sollen sie vor allem als eine Art Abrißkante für seitliche Umströmungen dienen und damit den Luftwiderstand beeinflussen. Fast keine Fläche ist eben, die Karosserie ist eine einzige Verbindung sanfter Wölbungen.
Mit Basis, CD und M6 bietet Opel drei Ausstattungsversionen und vier Benzin- sowie einen Turbodieselmotor an. Der von uns gefahrene Basis-Omega mit dem bekannten 115-PS-Motor steht mit DM 39.550,-- in der Preisliste. Selbst die Grundversion ist mit ABS, Fahrer- und Beifahrer-Airbag, Außentemperaturanzeige, Verstärkungen an den Türen und Gurtschloßstraffern sowie Gurtklemmern auf dem aktuellen Sicherheitsstand.
Erfreulich auch, daß die Komfort-Ausstattung mit Drehzahlmesser, geteilter Rücksitzlehne, Servolenkung, elektrisch verstellbaren Außenspiegeln, elektrischer Fahrersitz-Höhenverstellung und der Zentralverriegelung - gemessen am Einstiegspreis - üppig ausgefallen ist. Im Innenraum präsentiert sich dem Betrachter ein fürstliches Platzangebot. Die um 20 Zentimeter nach vorn gezogene Frontscheibe vermittelt zusammen mit der reichlich bemessenen Innenbreite von 147 Zentimetern ein großzügiges Raumgefühl. Der hohe Mitteltunnel sorgt dafür, daß Fahrer und Beifahrer keinen ungewollten Körperkontakt haben. Das Armaturenbrett verzettelt sich nicht in filigraner Optik. Drehzahlmesser und Tacho sind so groß wie eine Küchenuhr, ein riesiges Display für den Bordcomputer sitzt in der Mitte, den rechten Abschluß bildet ein Lüftungsgitter vom Format einesw mittelgroßen Gullydeckels. Die Heizung verfügt nun über praktische Drehschalter und kann pro Fahrzeugseite separat eingestellt werden Breite und bequeme Sitze mit ausreichender Oberschenkelauflage und guter Lehnenführung runden den positiven Wohncharakter im Innenraum ab.
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Bei der Fahrwerksabstimmung vertritt Opel eine neue Philosophie. Durch eine zusätzliche Strebe an der Hinterachse konnten die Radführungskräfte besser aufgeteilt und damit die einzelnen Lager etwas weicher abgestimmt werden. Die Abrollgeräusche werden so besser gedämpft. Eine neue Lenkung sowie Modifikationen an Vorderachse und Antriebsstrang runden den Maßnahmenkatalog ab.
In der Praxis glänzt der Omega mit einer für die Fahrzeuggröße verblüffenden Handlichkeit. Die Lenkung spricht schon auf kleine Kurs-Korrekturen sauber an. Die Abstimmung des Fahrwerks ist von der Grundtendenz straff, ohne jedoch unharmonische Härte ins Spiel zu bringen. Dabei sind die Abrollgeräusche dezent und unterstreichen die gute Arbeit der Fahrwerkstechniker. Insgesamt wirkt der Omega im Vergleich zum Vorgänger deutlich fahraktiver, der Fahrer spürt Reaktionen besser und genauer. Das gilt auch für die Kraftübertragung: Wo früher nach dem Hochschalten infolge eines weichen Antriebsstranges ein leichter Verzögerungseffekt auftrat, wird nun die Leistung spontaner an die Hinterräder weitergegeben. Auch die Bremsen sind besser dosierbar und halten bei hoher Beanspruchung einen konstanten Druckpunkt. Mit 115 PS ist der Omega nicht gerade üppig motorisiert. Rund 100 kg Mehrgewicht gegenüber dem Vorgänger sind zudem eine Hypothek, die sich im Alltag nicht verleugnen läßt. Trotzdem reichen die Fahrleistungen aus, um im Verkehrsgeschehen locker mitzuschwimmen. Die mögliche Höchstgeschwindigkeit von 195 km/h erfordert etwas Anlauf. Der leicht modifizierte Motor erfreut schon aus niedrigen Drehzahlen mit ausreichender Durchzugskraft, über 5.000 U/min wird er etwas brummig. Zum positiven Gesamtbild und der neuen Fahrkultur tragen auch die niedrigen Windgeräusche bei. Nur beim Schiebedach, das Opel für DM 1.420,-- mit praktischem Drehschalter anbietet, stört ab 160 km/h ein deutliches Pfeifen. Die Verarbeitung des gefahrenen Omega 2.0 machte insgesamt einen zufriedenstellenden Eindruck. Was noch fehlt, ist das Finish im Detail. So waren die Blenden der C-Säulen nicht exakt auf den Verlauf der Karosserie abgestimmt. Auch die Türwölbungen im Bereich unterhalb der Scheiben stimmten noch nicht genau überein. Hier verspricht Opel hoch und heilig Abhilfe. Zusätzlich zur Vorproduktion sollen 3.200 Omega gebaut werden, die als Dienstwagen fungieren und so noch Abstimmungskorrekturen für die Serienproduktion ermöglichen. |
Ausstattungs-Tip für den Omega:
Airbag Fahrerseite | Serie | |
Airbag Beifahrerseite | Serie | |
Außenspiegel elektrisch verstellbar und beheizt | Serie | |
Alarmanlage | 498,-- | Als Basisversion ist der Opel Omega schon gut ausgestattet. Als zusätzliche Extras sind besonders für warme |
Automatikgetriebe | 3.015,-- | Sommertage Schiebe-/Hebedach und Klimaanlage interessant. Das elektrisch betätigte Schiebedach gefällt |
Drehzahlmesser | Serie | durch einen praktischen Positionsvorwahlschalter. Hier muß der Fahrer nicht mehr durch Drücken einer Taste |
Fensterheber, elektrisch, vorn | 648,-- | den Öffnungswinkel des Schiebedachs bestimmen. Der Schalter bietet verschiedene Öffnungspositionen, die |
Fensterheber, elektrisch, vorn und hinten | 1.253,-- | durch einfaches Drehen vorgewählt werden können. Wer mehr Wert auf Komfort legt, sollte die elektrischen |
höhenverstellbarer Fahrersitz | Serie | Fensterheber in die Wunschliste aufnehmen. |
Klimaanlage | 2.800,-- | |
Kopfstützen hinten | 491,-- | |
Lederausstattung | 2.900,-- | |
Leichtmetallräder 7Jx15 mit Reifen 205/60 R 15 V | 1.269,-- | |
Metallic-Lackierung | 880,-- | |
Reinluftfilter | Serie | |
Rücksitzlehne, geteilt umlegbar | Serie | |
Scheibenwischer-Intervallschaltung | Serie | |
Schiebe- / Hebedach, elektrisch | 1.420,-- | |
Servolenkung | Serie | |
Stereo-Radio-/Cassette SC 202 | 859,-- | |
Wärmeschutzverglasung | 502,-- | |
Zentralverriegelung | Serie |