Opel Omega B Caravan CD 2.0 16V

erschienen in der Auto Straßenverkehr vom 03.08.1994

Vergleichstest zwischen Opel Omega B Caravan CD 2.0 16V, Mercedes-Benz E 200 T und VW Passat Variant GT

 

Die Schnell-Transporter

Moderne Mittelklasse-Kombis sind nicht nur vielseitig, sondern auch elegant. AUTO verglich den neuen Opel Omega Caravan mit dem bewährten Mercedes-Benz T und dem erfolgreichen VW Passat Variant.

Ob man Limousine oder Kombi kauft, ist nicht zuletzt eine finanzielle Frage.

Denn das vergrößerte Raumangebot kostet Aufpreis: Für den Opel Omega Caravan CD mit 136 PS muß man DM 46.420,-- anlegen.

DM 1.970,-- mehr als für die Limousine.

Der Mercedes-Benz E 200 T mit ebenfalls 136 PS kostet DM 58.477,50, die Limousine ist sage und schreibe DM 7.360,-- billiger.
Der VW Passat Variant GT mit 150 PS ist DM 46.500,-- teuer - das sind gegenüber der Limousine DM 1.400,-- mehr.

Karosserie

Ein gutes Platzangebot ist in der Mittelklasse Standard, angesichts der hohen Anschaffungspreise darf man das erwarten. Insgesamt bietet der Opel den meisten Raum. Er profitiert von seinen großen Außenmaßen ( 4,82 m lang und 1,79 m breit). Vor allem die große Innenbreite ist erfreulich. Auch im Mercedes ( 4,77 m lang und 1,74 m breit) ist das Raumgefühl sehr gut. Der VW (4,60 m lang und 1,72 m breit) wirkt im Vergleich dazu fast zierlich. Vorn fühlt man sich vom wuchtigen Armaturenträger etwas eingeengt, der riesige Knieraum hinten ist dafür konkurrenzlos.

Bei stehender Rückbank sind die Gepäckabteile dieser Kombis nicht üppig: 540 Liter im Omega, 530 Liter im Mercedes und gar nur 465 Liter im Passat.

Da bietet sogar ein VW Vento mehr (550 Liter).

Die wahre Größe dieser Kombis kommt erst zum Tragen, wenn man die - bei allen serienmäßig asymetrisch geteilten - Rücksitzlehnen umklappt.

Im Omega kann man dann bis zu 1.800 Liter verstauen. Die Ladefläche ist dabei mindestens 1,13 m breit (zwischen den Radkästen), bis zu 1,98 m lang und maximal 86 cm hoch (Dachhöhe).

Doch nicht genug damit: Beim Opel läßt sich noch die Lehne des Beifahrersitzes umklappen, es entsteht dann eine ebene Fläche von immerhin 2,85 m Länge.

Der Mercedes bietet ebenfalls Besonderheiten. So hat er unter dem Ladeboden zwei zusätzliche Fächer.

Außerdem ist die Rücksitzbank komplett herausnehmbar, was den Laderaum auf 2,07 m verlängert. Zwischen den Radkästen bleiben 1,07 m, bis unter das Dach 87 cm.

 Insgesamt kommt der E 200 T auf ein Volumen von 2.175 Litern.

Der VW kann da nicht ganz mithalten. Klappt man bei ihm die Rückbank um, entsteht ein zwischen den Radkästen 94 cm breiter, bis zu den Vordersitzen 1,73 Meter langer und 82 cm hoher Laderaum, groß genug für 1.956 Liter Gepäck.

Beim Beladen sollte man jedoch Vorsicht walten lassen: die effektiv erlaubte Zuladung war im Fall aller drei Testwagen eher bescheiden: nur 540 Kilogramm beim Opel Omega und beim VW Passat, etwas großzügigere 590 Kilogramm beim Mercedes.

Das relativiert dann die stolzen Maße.

 

Kritik gibt es auch beim Thema Funktionalität. Der Opel ist recht unübersichtlich und zahlt damit den Tribut an die modischen Rundungen der Karosserie.

Dem Mercedes fehlen vernünftige Ablagen und ein Handschuhfach, das dem Beifahrer-Airbag geopfert wurde.

Auch der Passat hat im Innenraum keine größeren Ablagen, und seine lackierten Stoßfänger (ohne Gummiauflage) sind alles andere als praxisgerecht.

Die Verarbeitung aller drei Kombis erreicht hingegen hohes Niveau. Der Passat hat dabei dem Omega wohl die Reife seiner Produktionsjahre voraus.

Der Opel ist zwar solide, aber im Detail nicht ganz so gut verarbeitet wie der VW. Dieser kommt sogar dem erstklassig verarbeiteten Mercedes recht nahe.

Der E 200 hat auch als einziger eine serienmäßige automatische Niveauregulierung, die bei voller Beladung äußerst nützlich ist.

Beim Opel kostet sie DM 1.050,-- Aufpreis, für den VW ist überhaupt keine lieferbar. Ansonsten ist die CD-Ausstattung beim Opel außergewöhnlich komplett, der Mercedes ist trotz seines deutlich höheren Preises etwas sparsamer, dafür allerdings durchdacht und sehr praktisch ausgestattet.

VW dagegen läßt sich selbst die elektronische Wegfahrsperre extra bezahlen.

 

Komfort

Opel baut in den Omega ausladende, weich gepolsterte Sitze ein, die auch auf langen Strecken Bequemlichkeit garantieren. Der Velours-Bezugsstoff fängt jedoch schon nach kurzer Benutzung an zu fasern. Im Mercedes nimmt man auf straff gepolsterten, umständlich zu verstellenden Sitzen Platz. So muß man, um die Höhe der Kopfstützen einzustellen, mühselig am Handrad der Lehnenneigung herumdrehen.

Füllige Menschen sollten vor dem kauf im VW Passat GT unbedingt probesitzen: die Sitze sind eine Nummer kleiner als die im Opel, die Seitenführung der Vordersitze ist eng. Auf der Rückbank fällt zudem die geringe Sitztiefe auf. Passen einem die straff gepolsterten Sitze jedoch, bieten sie hohen Komfort.

Angenehm ist die Federung des Opel. Sie schluckt am meisten. Der Omega rollt am leisesten ab und meistert Querfugen am besten. Auf langen Bodenwellen neigt er jedoch zum Aufschaukeln. Das passiert dem Mercedes nicht, seine Karosserie bleibt in einer solchen Situation wesentlich ruhiger. Der E 200 T rollt jedoch härter ab als der Opel, Querfugen sind deutlicher spürbar. Noch eine Spur sportlich-straffer gefedert ist der VW, obwohl er nicht unangenehm hart wirkt.

Bei der Innengeräusch-Messung zeigen sich die drei Kombis als standesgemäße Vertreter der Mittelklasse. Omega und Passat nerven zwar nicht durch hohe Lautstärke, fallen aber gegen den sehr leisen Mercedes deutlich ab. Auch Heizung und Lüftung arbeiten im E 200 T am besten. Im Opel und im VW rumoren die Gebläse lauter, und der Luftdurchsatz ist deutlich geringer. Im Passat kommt im Sommer nur warme Luft aus den Düsen.

Antrieb / Fahrwerk

Temperament und Leistungsausbeute der nominell ähnlichen Zweiliter-Vierzylindermotoren fallen recht unterschiedlich aus.

Der 136 PS leistende Opel-Motor spricht schnell und drehfreudig aufs Gas an und hat auch bei niedrigen Drehzahlen genügend Kraft für schaltfaule Fahrweise.

Mit seinen Fahrleistungen (Beschleunigung von 0 auf 100 km/h in 11,7 Sekunden) liegt der Opel genau in der Mitte zwischen VW und Mercedes.

Der Vierzylinder des E 200 T arbeitet ausgesprochen kultiviert, jedoch weder drehfreudig noch durchzugsstark.

Die 136 PS glaubt man ihm kaum, der Mercedes wirkt schwerfälliger, als er eigentlich ist.

Mit seinen Fahrleistungen ( 0 - 100 km/h in 13,3 Sekunden) fällt der Mercedes deutlich hinter die beiden anderen zurück.
Der Passat Variant GT 16V fährt da in einer ganz anderen Liga.

Sein Motor leistet 150 PS und geht kraftvoll und betont sportlich zur Sache.
 
Er nimmt spontan Gas an und dreht gerne in hohe Drehzahl-Regionen.

Die Fahrleistungen (Beschleunigung von 0 - 100 km/h in 9,9 Sekunden) können sich wirklich sehen lassen.

Die Schaltbarkeit des Fünfgang-Getriebes läßt jedoch zu wünschen übrig, sie ist trotz der kurzen Wege nicht exakt genug.

Beim Opel dagegen legt der Schalthebel lange, aber klar definierte Wege zurück und läßt sich leicht führen.

Die Mercedes-Schaltung ist zwar leichtgängig, aber hakelig.

 Der Mercedes glänzt dagegen in einer anderen Disziplin: Sein fahrverhalten ist tadellos - unbeladen wbwnso wie vollgepackt, sieht man von einem etwas unruhigen Geradeauslauf einmal ab. Opel und VW blieben dagegen nur in unbeladenem Zustand friedlich und berechenbar. Belädt man den Opel mit der maximal erlaubten Last, drängt er in schnell gefahrenen Kurven heftig mit dem Heck nach außen. Und auch der frontgetriebene VW bekommt bei voller Beladung ein etwas aufgeregtes Fahrverhalten und ein nervöses Heck.

Sicherheit

Schon ein Blick in die Ausstattungslisten zeigt den hohen Sicherheits-Standard der drei Kombis. Airbags für Fahrer und Beifahrer, ABS sowie Gurtstraffer für die vorderen Sicherheitsgurte sind bei allen serienmäßig.

Den Maßstab im Vergleich setzt aber der Opel.. Er hat als einziger auch hinten höhenverstellbare Sicherheitsgurte. Seine Kopfstützen - hinten sind es sogar drei - lassen sich alle in Höhe und Neigung verstellen. Drei verstellbare Kopfstützen hointen hat auch der Mercedes serienmäßig, der VW jedoch nur zwei, und die sind nicht verstellbar. Allerdings verzichtet man im Normalfall gern auf die mittlere Kopfstütze, denn sie schränkt die Sicht drastisch ein.

Der betont sportlich ausgelegte Passat überrascht dagegen auf andere Weise positiv: Er hat im Vergleich nicht nur die mit Abstand am besten Fahrleistungen, sondern auch den geringsten Verbrauch. Im Testdurchschnitt genehmigte sich der VW nur 9,0 Liter bleifrei Super auf 100 km. Der Opel liegt mit einem Durchschnitt von 9,3 Litern nur knapp darüber. Und auch die 9,5 Liter des Mercedes sind ordentlich. Unter diesem Aspekt gehen die drei Autos also relativ schonend mit den Ressourcen um.

An Material wurde bei ihrem Bau jedoch nicht gespart. Mit dem stattlichen Testwagen-Gewicht von 1.625 kg markiert dabei der Opel die Spitze. 1.530 kg bringt der Mercedes auf die Waage. Der VW ist mit 1.350 kg doch deutlich leichter. Ansonsten brauchen sich die Hersteller in Sachen Umweltschutz nichts vorwerfen zu lassen: Alle verwenden sortenrein gekennzeichnete Kunststoffe sowie Lacke auf Wasserbasis. Die gegen Aufpreis lieferbaren Klimaanlagen sind FCKW-frei.

Kosten

Mit einem Preis von DM 58.477,50 ist der Mercedes E 200 T rund DM 12.000,-- teurer als der Opel Omega Caravan CD 2.0 16V (DM 46.420,--) und der Passat Variant GT 16V (DM 46.500,--). Damit scheint der Mercedes den Preisrahmen dieses Vergleichs zu sprengen, doch spätestens beim Wiederverkauf relativiert sich der stattliche Aufpreis.

Für gebrauchte Mercedes werden traditionell Höchstpreise gezahlt. VW und speziell Opel verkaufen sich nicht ganz so gut, auch wenn sich gerade die Kombi-Versionen reger Nachfrage und großer Beliebtheit erfreuen. Und noch aus einem anderen Grund paßt der E 200 T doch in den Vergleich: Seine Unterhaltskosten sind nicht höher als die beiden anderen, er ist sogar in eine preiswertere Vollkaskoklasse eingestuft als seine beiden Konkurrenten.

Für den Mercedes sind erfahrungsgemäß in der Werkstatt höhere Preise zu zahlen als etwa für den Opel. Doch insgesamt sind die Kosten mit 55,5 Pfennigen je gefahrenen Kilometer für den E 200 T sogar die niedrigsten des Vergleichs. Etwas überraschend ist der VW Passat im Unterhalt am teuersten. Die ungünstige Versicherungseinstufung trägt - bei vergleichbaren Werkstattpreisen - dazu bei, daß die Kilometer-Kosten mit 60 Pfennig je gefahrenen Kilometer auch höher liegen als beim Opel Omega mit 56,9 Pfennig.

Unterschiedliche Größe haben auch die von den Herstellern geschnürten garantie-Pakete. Prinzipiell gibt es 12 Monate Garantie auf die Mechanik. Opel und Mercedes leisten auch auf Lackschäden nur ein Jahr, VW drei Jahre Garantie. Eine sechsjährige Garantie gegen Durchrostung gewähren Opel und VW, Mercedes ist da mit einem Jahr zurückhaltender. Und im Falle eines Defekts sichert bei Opel ein Jahr lang die Mobilitätsgarantie das Weiterkommen, bei Mercedes vier Jahre lang und bei VW sogar sechs Jahre.

Einzelbeurteilung:

Auf dem ersten Platz ist der Opel Omega Caravan CD 2.0 16V mit 82 Punkten angekommen.

Der Neue ist unter drei guten Kombis mit knappem Vorsprung der Beste.

Den Omega Caravan zeichnen vor allem ein großzügiges Raumangebot, ein sehr variabler Gepäckraum und ein hohes Maß an Komfort aus.
Schwachstellen sind die relativ geringe Zuladung und die etwas problematischen Fahreigenschaften bei voller Beladung.

 

Auf dem zweiten Platz ist der Mercedes E 200 T mit 80 Punkten angekommen.

Der Mercedes verkörpert den Typ des soliden, für lange Nutzung gebauten Kombis.

Er hat den größten Kofferraum und als einziger serienmäßig eine Niveauregulierung.

Auch bei hoher Nutzlast behält der E 200 T seine sicheren Fahreigenschaften.

Der sehr hohe Preis und der kraftlose Motor verhindern ein besseres Abschneiden.

 

Auf einem weiteren zweiten Platz ist der VW Passat Variant GT mit 80 Punkten angekommen.

Der Passat setzt mit dem kraftvollen Motor und den besten Fahrleistungen sportliche Akzente.

Das Platzangebot des sehr gut verarbeiteten Variant ist im Vergleich jedoch nur durchschnittlich, die Zuladung relativ gering.

Und der Kofferraum hat erst bei umgeklappter Rückbank ein wirklich großes Fassungsvermögen.