Irmscher Omega A Caravan i360
erschienen in der AutoBild vom 16.01.1989
Der Leisetreter
Autobahn Stuttgart-Heilbronn. Ausnahmsweise kaum Verkehr. Eine günstige Gelegenheit, dem Irmscher-Caravan richtig "auf den Zahn zu fühlen". Nach kurzer Zeit schon zeigt der noble Opel, was in ihm steckt: Die Nadel des neu eingeteilten Tachometers bewegt sich langsam über die 240-km/h-Marke hinaus.
Der Zeiger der Stoppuhr bleibt nach einem Kilometer Fahrstrecke bei 15,7 Sekunden stehen - knapp 230 km/h. Erstaunlich dabei: im Innenraum ist nur ein sonores Rauschen zu vernehmen - überhaupt nicht aufdringlich. Alle Passagiere sind sich einig: "Eine Geräuschkulisse wie im Flugzeug."
Der Opel Omega Caravan des schwäbischen Tuners Günter Irmscher, Typ "i360", hat es tatsächlich dick unter der glatten Haube: Durch Hubraumvergrößerung auf 3,6 Liter steigt die Leistung von 177 PS auf nunmehr 197 PS.
Das erfreuliche an Irmschers Rezept: Die guten Eigenschaften des Omega Caravan sind nicht verlorengegangen. So kann beispielsweise vom branchenüblichen "Tuning-Sound" keine Rede sein: Der Motor verhält sich aber nicht nur in Sachen Geräuschentwicklung wie das Serienmodell. Auch die Laufkultur hat nicht gelitten. Indes: Der 3,6-Liter-Motor ist ebenso wie das Serientriebwerk nicht frei von Vibrationen.
Das Vierspeichen-Lenkrad und der Tacho mit erweiterter Skala sind die einzigen Veränderungen im Caravan-Innenraum. |
Hubraum über alles: 20 PS mehr brachte die Vergrößerung des Hubraums von 3,0-Liter auf 3,6-Liter: 197 statt 177 PS - natürlich mit geregeltem Katalysator. |
Das Durchzugsvermögen ist freilich spürbar besser geworden. Vor allem bei niedrigen Drehzahlen macht der Motor einen deutlich agileren Eindruck. Etwas enttäuschend bleibt die mangelnde Drehfreudigkeit des Reihen-Sechszylinders. An dieser bekannten Schwäche konnten die recht teuren Tuning-Maßnahmen auch nichts ändern. Das gilt auch für den Benzin-Konsum: Bei zügigem Reisetempo muß mit rund 15 Litern gerechnet werden.
Elegant: Der Irmscher Caravan rollt auf 16 Zoll großen Leichtmetallrädern |
Statt Ladefläche eine Notsitzbank mit Ablagen. Aufpreis: DM 2.196,--. |
Beim Fahrwerk des Irmscher-Opels liegen Licht und Schatten ebenso dicht beieinander. Zum Glück: Die Gutmütigkeit des Omega-Fahrwerks blieb erhalten. Mehr noch: Der Aufbau neigt noch weniger zum Aufschaukeln als in der Serie.
Das Fahrverhalten ist für einen so großen Kombi erstaunlich neutral. Aber: Die extreme Breitbereifung sorgt für dauerhafte Unruhe im Lenkrad. Von ruhigem Geradeauslauf, wie man es vom Serienmodell gewohnt ist, keine Spur mehr. Zumindest eine bittere Pille - so die allgemein gültige Tuning-Regel - muß nun einmal geschluckt werden.