Opel Omega A 2.0 i
erschienen in der Auto Straßenverkehr vom 19.11.1991
Eine Frage des Geschmacks
Modellvielfalt birgt ihre Tücken. Generationswechsel bringen viele Hersteller in Gefahr, ein kleineres Modell so gut zu machen, daß sie auf dem nächstgrößeren sitzenbleiben können.
Autos wachsen. Der Nachfolger eines Kompaktautos ist meist weniger kompakt als sein Vorgänger. Er bietet mehr Platz, ein besseres Fahrwerk und stärkere Motoren. Während das so ähnlich auch in der unteren Mittelklasse gilt, ergibt sich bei den etwas größeren Modellen bereits wieder der Zwang zur Selbstbeschränkung - wenn denn der Neue nicht ein Straßengigant wie die Mercedes S-Klasse werden soll.
Deshalb wachsen größere Autos meist langsamer als die Fahrzeugklasse darunter. Und oft ist dann der Punkt erreicht, wo sich die Käufer zu Recht fragen: "Warum soll ich die Basis-Version des großen Modells kaufen, wenn ich für das gleiche Geld unter geringen Einbußen an Platz auch eine besser Motorisierte und ausgestattete Version des nächst kleineren Typs bekommen kann?"
Auto Straßenverkehr hat unter anderem den den Opel Vectra 2.0 CD gegen den Opel Omega 2.0 GL für einen Vergleich ausgewählt. Einen guten Tausender spart der Käufer des Opel Vectra selbst bei der Wahl der noblen CD-Ausstattung, ohne entscheidende Nachteile im Platzangebot gegenüber dem Opel Omega hinnehmen zu müssen. Der Omega lockt hingegen mit deutlich repräsentativerer Karosserie. Welcher Kauf ist der Bessere?
Gut DM 35.000,-- für den Kauf einer neuen Stufenheck-Limousine: bei Opel löst diese Summe die Qual der Wahl aus. Vectra oder Omega, Ausstattung oder Platzangebot, so lautet die Preisfrage. Wem Platz über alles geht, der greift zum Omega; er muß sich aber, will er sein Preislimit nicht überschreiten, für das Basis-Modell 2.0i GL für DM 34.465,-- entscheiden.
Beim Vectra geht es beim Raumangebot etwas enger zu, dafür aber kann die noble CD-Ausführung in Verbindung mit der 2,0-Liter-Maschine geordert werden. Mit DM 33.440,-- rangiert der Vectra preislich dann immer noch um einen Tausender unterhalb des Omega.
Großzügig geht es vorn zu. Die reichliche und übersichtliche Instrumentierung sowie gute Sitze tragen zum Wohlbefinden im Omega (links) sowie im Vectra bei. |
Selbstverständlich schickt Opel sein Modell für die gehobene Mittelklasse nicht nackt an den Start. In der Basis-Ausführung gehören Anti-Blockiersystem, Servolenkung, geteilte Rücksitzlehne mit Durchlademöglichkeit, elektrisch einstellbare und beheizbare Außenspiegel, beheizte Waschdüsen für die Frontscheibe, höhenverstellbarer Fahrersitz und höhenverstellbare Sicherheitsgurte vorn und hinten zur Serienausstattung. Der Drehzahlmesser kostet aber ebenso Aufpreis wie elektrische Fensterheber, Zentralverriegelung oder Bordcomputer.Der Käufer des Vectra 2.0i CD bekommt den Drehzahlmesser und die Zentralverriegelung serienmäßig. Und natürlich sind auch für ihn Anti-Blockiersystem, Servolenkung, asymetrisch geteilte Rücksitzbank und -lehne mit Durchladevorrichtung, höhenverstellbarer Fahrersitz, höhenverstellbare Sicherheitsgurte vorn und hinten sowie elektrisch einstellbare und beheizte Außenspiegel Selbstverständlichkeiten.
Aufpreis kosten auch hier elektrische Fewnsterheber oder Bordcomputer.Die Ausstattungsfrage fällt also bei genauer Betrachtung für den Omega in der Basis-Ausstattung nicht so negativ wie erwartet aus, wohlwollend registriert der Käufer des größeren Opel Servolenkung und ABS.
Geht es um den gebotenen Innenraum, hat der Omega klar die Nase vorn. Er bietet vor allem im Fond mehr Platz. 13 Zentimeter mehr Radstand sind ebenso deutlich spürbar wie die um fast 10 Zentimeter größere Innenbreite. Der Vectra ist spürbar kleiner, aber nicht klein. Auch vorn herrscht im Omega das großzügigere Raumgefühl.
In der Funktionalität stehen sich die beiden Rüsselsheimer in nichts nach. Die Instrumententafel geriet sowohl beim Omega als auch beim Vectra übersichtlich. Gute Sitze - der Fahrer kann die Höhe individuell einstellen - erlauben ermüdungsfreies Reisen auch auf längeren Strecken. Servicefreundlicher ist hingegen der Vectra. Dafür sorgt der quer eingebaute 2,0-Liter-Motor. Ölmeßstab und Öleinfüllstutzen liegen hier griffgünstig.; beim längs eingebauten Omega-Motor sind Verrenkungen nötig, weil die Ölkontrolle in der Mitte des Motorraumes plaziert ist.
Die Kofferräume von Vectra (rechts) und Omega sind wahre Schluckspechte. Mit 530 Litern faßt der Vectra sogar noch zehn Liter mehr als der des größeren Omega. Die niedrige Ladekante erleichtert das Beladen des Gepäckabteils. |
Platz im Übermaß bieten die Kofferräume. Der Vectra schluckt mit 530 Litern Gepäck sogar noch 10 Liter mehr als der Omega. Und auch die Variabilität ist beim kleineren Modell noch stärker ausgeprägt, denn hier können Bank und Lehne nach vorn geklappt werden, zudem sind sie asymetrisch geteilt. Beide verfügen über eine Durchladeeinrichtung.
Das Thema passive Sicherheit ist trotz guter Ansätze nicht optimal gelöst. Zwar vermißt man bei Vectra und Omega speziellen Flankenschutz sowie Gurtstrammer und die Möglichkeit, einen Airbag zu ordern, immerhin aber können sich die auch die rückwärtigen Passagiere mit in der Höhe verstellbaren Sicherheitsgurten sichern. Auch die vorderen Kopfstützen genügen in ihrer Höhenverstellung allen Ansprüchen, es fehlt jedoch eine Neigungsverstellung. Der Vectra CD bietet auch im Fond Kopfstützen serienmäßig, für den Omega sind für diesen Sicherheitsschutz DM 280,-- Aufpreis zu entrichten. Die Umwelt schonen sowohl Omega als auch Vectra mit dem serienm,äßigen Kastalysator. In der benötigten Verkehrsfläche zahlen sich für den Vectra die geringeren Außenmaße aus, er ist durchaus noch stadtgerecht, während es für den Omega schon ein wenig schwer ist, bei einer Länge von 4,73 Metern eine Parklücke zu erhaschen. Im Verbrauch liegen die Kontrahenten aus gleichem Haus ganz nah beieinander, rund 10 Liter bleifreies Superbenzin auf 100 km dürfen gerade noch als akzeptabel angesehen werden. Beide Opel sind mit der gleichen Antriebsquelle ausgerüstet. Einziger Unterschied: Beim Omega ist der 2,0-Liter-Motor längs, beim Vectra raumsparend quer eingebaut. Mit 115 PS sind beide Modelle ausreichend für hohe Reisegeschwindigkeiten motorisiert. Überraschend liegt der Omega in der Beschleunigungselastizität vor dem kleineren und leichteren Vectra, der in der Höchstgeschwindigkeit die Nase knapp vorn hat. In oberen Drehzahlbereichen geben sich die Triebwerke ein wenig brummig, ohne die Ohren der Insassen über Gebühr zu strapazieren. Der Vectra setzt auf Front, der Omega auf Hinterradantrieb. Die Fahreigenschaften des Omega sind ausgewogen, nicht zuletzt das Verdienst der günstigen Gewichtsverteilung zwischen Vorder- und Hinterachse. Der große Opel folgt mit stoischer Ruhe jeder Richtungsänderung, dafür verantwortlich zeichnet das so genannte DSA-Fahrwerk, das für einen Mitlenkeffekt der Hinterachse sorgt. Der Vectra steht seinen großen Bruder in nichts nach. Sein aufwendiges Fahrwerk verträgt eine sportliche Gangart, in typischer Manier neigt der Fronttriebler zu leichtem Untersteuern, bleibt dabei aber gut beherrschbar. Nur in Extremsituationen drängt das Heck mit Macht zum Kurvenausgang.
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Welcher Opel ist nun der bessere Kauf? Für den Vectra sprechen der etwas günstigere Anschaffungspreis und niedrigere Einstufungen in der Teil- und Vollkasko-Versicherungsklasse sowie die umfangreichere Serienausstattung. Das Raumangebot spricht dagegen für den Omega 2.0 GL, der ebenfalls über die wichtigsten Zutaten zum entspannten und sicheren Fahren verfügt - Antiblockiersystem und Servolenkung sinbd serienmäßig. So bleibt es letztlich eine reine Geschmacksfrage, für welches Auto sich der Kunde entscheidet.