Testbericht Irmscher Omega A 2.0i
erschienen in der mot vom 12.11.1988
Mehr als Schau
Tuner sind wie Spürhunde. Überall wo die großen Hersteller eine Lücke im Programm haben, wird sie mit viel Engagement und Sinn fürs Geschäft gefüllt. Beim erfolgreichen Opel Omega klafft eine Lücke zwischen den Vierzylindern 2.0i Kat mit 115 PS und dem neuen 2.4i mit 125 PS einerseits sowie dem Supersportler Omega 3000 andererseits. Dieser bringt es mit einem Dreiliter-Sechszylinder und Kat auf satte 177 PS.
Günther Irmscher schließt diese Lücke mit seiner leistungsgesteigerten Kat-Variante des Zweiliter-Vierzylinders; eine stärkere 2.4i-Variante kist zur Zeit noch in Vorbereitung. Das Ergebnis seiner Leistungskur am Zweiliter sind 136 PS bei 5.500 U/min. Der Irmscher 2.0i hat also bereits eine höhere Leistung als der neue 2.4i-Serienmotor. Eine Nockenwelle mit geänderten Ventilsteuerzeiten sowie ein bearbeiteter Zylinderkopf mit einer gegenüber dem Serienmotor von 9,2 auf 10,2 erhöhten Verdichtung führten hier zu einer Leistungssteigerung von knapp 20%. Während das Opel-Original sein maximales Drehmoment von 170 Nm bereits bei 2.600 U/min erreicht, entwickelt der Irmscher-Motor seine maximale Zugkraft von beachtlichen 183 Nm erst bei 4.500 U/min. Damit ist der Vierzylinder im Kern schon charakterisiert: er gehört zu den Sportmotoren, die gierig nach Drehzahlen lechzen - unter 4.000 U/min ist leider nicht viel los. Der schlappe Eindruck im unteren Drehzahlbereich bestätigt sich beim Vergleich mit den Meßwerten des ehemaligen Omega-Dauertestwagens. Während der Dauerläufer bei den Elastizitätsmessungen von 60 auf 100 km/h im fünften Gang nur 16,8 Sekunden benötigte, waren es beim Irmscher-Omega 18,9 Sekunden. Erst bei etwa 140 km/h liegen die beiden Omega gleichauf, darüber läuft der stärkere Irmscher-Opel dem Serien-Pendant locker davon. Wer die schlechteren Elastizitätswerte des getunten Autos dem vermeintlich höheren Gewicht zuschieben will, der irrt. Der sehr gut ausgestattete Dauertest-Omega hatte sogar noch 42 kg mehr zu bewegen als der 1.284 Kilogramm schwere getunte Irmscher-Omega. Beim Beschleunigen aus dem Stand, wenn die Gänge voll ausgedreht werden, spielt der stärkere Irmscher seine Kraft aus und bringt sie dank Sperrdifferential (DM 731,-- als Opel-Sonderausstattung) und breiten Walzen im Format 205/60 VR 15 auch ausgezeichnet auf die Straße. Ergebnis: 11,3 Sekunden für den Sprint auf 100 km/h gegenüber 12,6 beim Serien-Pendant. Je höher Drehzahl und Geschwindigkeit werden, desto deutlicher läuft der getunte Omega seinem Gegenstück davon, bis schließlich bei 204 km/h auch ihm langsam die Puste ausgeht.
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Doch selbst bei hohem Tempo und häufigem Zurückschalten vom leider etwas zu lang übersetzten fünften in den vierten Gang bleibt der Irmscher-Opel im Verbrauch genügsam. Knapp 12 Liter/100 km markieren den Maximalverbrauch. Im Mittel begnügte sich der leistungsgesteigerte Omega, trotz häufiger hoher Drehzahlen, mit 10,4 Liter/100 km. Der Kat-Motor verlangt Bleifrei-Super, dank Kodierstecker im Motorraum und aufwendiger Motronic genügt dem relativ hoch verdichteten Motor aber zur Not aber sogar unverbleites Normalbenzin.
Günther Irmscher widmete sich aber nicht nur dem Motor, er machte den Omega auch optisch schneller. Vorne hat er eine Spoiler-Stoßstange mit integriertem Kühlergrill und Nebelscheinwerfer. Seitliche Schweller führen zum Fahrzeugheck, auf dem ein wuchtiger, in Wagenfarbe lackierter Heckflügel die dynamische Linie unterstreicht.
Außerdem hatte der Testwagen ein Sportfahrwerk mit 25 mm niedrigeren Federn. Damit rollt der sportliche Omega bei langsamer Fahrt zwar etwas hart ab, aber bei höherer Geschwindigkeit nimmt er Querfugen sehr gelassen und überzeugt durch guten Federungskomfort.
Die Fahrsicherheit des sportlichen Omega ist ohnehin über jede Kritik erhaben. Er liegt sehr sicher und ist auch von weniger geübten Fahrern in allen Situationen leicht zu beherrschen.
Weitere Schmankerln aus dem Irmscher-Katalog sind die Leichtmetallräder und ein bulliger Endschalldämpfer mit Doppelendrohr. Im Innenraum dient schließlich ein Vierspeichen-Holzlenkrad als Blickfang.
Die Mehrkosten für all die optischen Maßnahmen und den stärkeren Motor belaufen sich allerdings auf über DM 10.000,--. Damit kommt der von uns getestete Irmscher-Omega GLS dem DM 46.250,-- teuren Omega 3000 mit dem starken Sechszylindermotor schon bedenklich nahe. Wer auf Optik verzichten kann, bekommt den Wolf im Schafspelz, einen schlichten Omega GL mit 136 Irmscher-PS für DM 32.639,--; DM 2.561,-- davon gehen auf die Leistungssteigerung. Doch der Gesamtpreis für den individuellen Opel klettert schnell in höhere Regionen.
Das Angebot steht, die richtige Wahl muß jeder selbst treffen.
Pro | Kontra |
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