Dauertest 50.000 km Opel Rekord 2.0 E         

erschienen in der Auto Motor und Sport vom 28.03.1979

 

Der Zuverlässige

50.000 Km mit dem Spitzenmodell der Opel-Rekord-Baureihe

„Der Rekord ist gegenwärtig unser bestes Pferd im Stall“, schmunzelt Opel-Presse-Chef Hellmut-Peter Clauss, 50, und er hat tatsächlich allen Grund zum Lachen. Denn dem Opel Rekord, der im Sommer 1977 zusammen mit seinem Hauptkonkurrenten Ford Granada in neuer Form auf den Markt kam, wurde zunächst vielerorts eine schwierige Zukunft vorausgesagt:

Dem neuen Granada, so hieß es, könnte es vielleicht gelingen, den Rekord erstmals in der deutschen Zulassungsstatistik zu überflügeln. Doch es kam ganz anders.

Der Opel ließ dem Granada wenig Chancen, mauserte sich zum  gefragtesten deutschen Mittelklasse-Auto und liegt heute, was die Verkaufszahlen angeht, auf dem zweiten Platz hinter dem VW-Bestseller Golf.

Den Beinamen „Der Erfolgreiche“ hätte er also durchaus verdient, aber er blieb auch, wie es Opel früher in Anzeigen stolz formulierte, „Opel der Zuverlässige“?

Auto Motor und Sport ging dieser Frage nach und unterzog den schnellsten Rekord, den 2.0 E mit dem neuen Zweiliter-Einspritzmotor und 110 PS, einem Dauertest über 50.000 km.

Der metallic-grüne Testwagen, viertürig, mit dem L-Paket und einer wahlweise gegen Aufpreis von DM 990,-- lieferbaren Servolenkung ausgerüstet, verweilte für dieses Testpensum deutlich über ein Jahr in der Redaktion – und das aus gutem Grund. Denn die Erfahrung hat gezeigt, daß forciertes Kilometersammeln auf Langstrecken wenig über die Zuverlässigkeit eines Autos auszusagen vermag.

Auto Motor und Sport gestaltet das Dauertest-Programm deshalb nach praxisnahen Kriterien: mit ausgiebigen Fahrten auf Landstraßen, mit häufigem Kurzstreckenbetrieb, mit Fahrten unter winterlichen Bedingungen sowie natürlich ebenfalls mit ausgedehnten Vollgas-Etappen auf der Autobahn.

Der Opel im Alltag

Die durchdachte Anordnung der Bedienungselemente und die gute Handlichkeit machen den Umgang mit dem Rekord zu einer erfreulichen Angelegenheit.

Für das, was ein Auto im Alltagsbetrieb mehr oder weniger angenehm macht, haben die Fachleute ein spezielles Fremdwort: sie sprechen von Ergonomie und meinen damit unter anderem die möglichst praxisgerechte Anordnung und Gestaltung aller Bedienungselemente.

Den Ergonomen der Firma Opel kann in diesem Zusammenhang nur bestätigt werden, daß sie gute Arbeit geleistet haben. Die Instrumente des Rekord liegen gut im Blickfeld und lassen sich leicht ablesen, sämtliche Schalter wurden verwechslungssicher placiert und können – bis auf den zu klein geratenen Drehschalter für den Scheibenwischer und die unübersichtlich angeordneten Heizungshebel – mühelos bedient werden.

Die bequemen Sitze, deren Verstellbarkeit allerdings darunter leidet, daß die Sicherheitsgurte direkt über das Handrad zur Lehnenregulierung laufen, verstärken noch das Wohlbefinden, und einen guten Teil seiner lobenswerten Alltagseigenschaften hat der Rekord schließlich der unbedingt empfehlenswerten Servolenkung zu verdanken, die exakt und leichtgängig arbeitet und ihn so zu einem besonders handlichen Auto macht.

Dies ist im träge fließenden Stadtverkehr ebenso angenehm wie beim zügigen Umrunden von Landstraßenbiegungen, bei dem Opels Mittelklassemodell außerdem sein neutrales, absolut unproblematisches Fahrverhalten zugute kommt.

Der Federungskomfort, den das gut abgestimmte Starrachs-Fahrwerk zu bieten hat, istr selbst auf Dauer akzeptabel. Der Opel Rekord ist zwar keine Sänfte nach französischem Muster, aber er verschont seine Insassen vor harten Stößen – jedenfalls solange man auf das gegen Aufpreis angebotene S-Paket verzichtet, das die Schluckfreudigkeit der Federung deutlich mindert, ohne die Fahreigenschaften entscheidend zu verbessern.

Der Opel auf Langstrecken

Die guten Fahrleistungen des Opel Rekord 2.0 E sorgen dafür, daß auf der Autobahn hohe Durchschnittsgeschwindigkeiten erzielt werden können. Lästig: die starken Windgeräusche.

Für lange Etappen, auch mit Familie und Gepäck, ist der Opel Rekord gut gerüstet, denn er verfügt nicht nur im Innenraum über ein ausreichendes Platzangebot, sondern hält auch einen stattlichen Kofferraum (352 Liter nach auto-motor-und-sport-Norm) bereit.

Dazu kommt, daß der kräftige Motor hohe Durchschnittsgeschwindigkeiten ermöglicht, daß es der reichlich bemessene Benzintank (65 Liter) zusammen mit dem niedrigen Verbrauch nur selten nötig macht, eine Tankstelle anzusteuern, und daß sich der Innengeräuschpegel in Grenzen hält.

Dies gilt vor allem für nicht allzu hohe Geschwindigkeiten und Drehzahlen.

Bei hohen Geschwindigkeiten allerdings erschweren die stark anschwellenden Windgeräusche einen anregenden Wortwechsel zwischen den Passagieren, und das Motorgeräusch wird dann recht deutlich vernehmbar.

 

Der Opel und sein Motor

Der Einspritz-Vierzylinder des Opel Rekord zeichnet sich durch kultivierten Lauf, geringen Benzinverbrauch und gute Zuverlässigkeit aus. Während des 50.000 km-Dauertests gab es keinen einzigen unfreiwilligen Halt.

Die Opel-Vierzylinder, ebenso betagte wie bewährte Konstruktionen, standen bisher immer im Ruf, ziemlich temperamentlose und träge Gesellen zu sein. Für den Zweiliter-Einspritzer freilich gilt dies nicht: er hängt gut am Gas, erweist sich als ausreichend drehfreudig und verhilft dem Rekord zu Fahrleistungen, die schon sportlich zu nennen sind.

Der Testwagen, der mit zunehmender Kilometerleistung immer schneller wurde, beschleunigte zuletzt in nur 10,7 Sekunden von 0 auf 100 km/h und war 181,8 km/h schnell.

Doch nicht nur über den gebotenen Dampf darf sich der 2.0 E-Fahrer freuen, sondern ebenfalls über den kultivierten Lauf des Triebwerks, das nur im oberen Drehzahlbereich einen kräftigen Brummton von sich gibt, sowie über den in Anbetracht der Fahrleistungen günstigen Benzinverbrauch: der Testwagen schluckte im Durchschnitt nur 12,4 Liter Superbenzin pro 100 km.

Zu diesen positiven Eigenschaften gesellte sich die Unauffälligkeit, mit der das Triebwerk seine Arbeit verrichtete. Es blieb während der 50.000 km-Distanz niemals unfreiwillig stehen und machte nur sporadisch durch kleinere Unpässlichkeiten auf sich aufmerksam.

Dazu zählten die zweimal beobachtete zu hohe Leerlaufdrehzahl, die im Rahmen der regelmäßigen Inspektionen korrigiert wurde, sowie ein Blindstopfen im Motorblock, der gleich zu Anfang des Dauertests das Weite suchte und so für Ölverlust sorgte.

Dennoch blieb der Ölverbrauch mit 0,1 l/1.000 km insgesamt sehr gering und dokumentierte damit ebenso wie die Kompressions- und Druckverlustmessungen nach 50.000 km, daß nach Abschluß des Tests von nennenswertem Motor-Verschleiß keine Rede sein konnte.

Der Opel im Sommer

Im Sommer kommen Rekord-Fahrer leicht ins Schwitzen: Die großen Glasflächen bewirken eine starke Aufheizung des Innenraums, der die mit zu geringem Durchsatz arbeitenden Belüftungsanlage auch bei eingeschaltetem Gebläse ziemlich machtlos gegenübersteht.

Modernes Autostyling, das zeigt sich immer wieder, bringt zwar Vorteile wie beispielsweise gute Aerodynamik, aber wegen der heute üblichen stark geneigten Scheiben müssen auch gravierende Nachteile in Kauf genommen werden.

Wenn nämlich im Sommerhalbjahr die Sonnenenergie zunimmt, wird es den Insassen warm uns Herz – es sei denn, sie können sich durch eine gut funktionierende Belüftungsanlage abkühlen lassen.

Im Opel Rekord gelingt dies jedoch leider sehr schlecht. Durch die Düsen im Armaturenbrett dringen nur sehr spärliche Frischluftmengen ins Wageninnere, und gegen diesen Mißstand kämpft das erfreulich leise laufende Gebläse vergeblich an.

Nachteilig wirkt sich auch aus, daß die vorn sitzenden Passagiere relativ dicht hinter der Frontscheibe Platz nehmen.

 

Der Opel im Winter

Schneeglatte Straßen machen dem Opel Rekord wegen der geringen Belastung der Antriebsräder Schwierigkeiten. Abhilfe schaffen Winterreifen und Ballast im Kofferraum zur Erhöhung der Traktion.

Daß konventionell gebaute Autos wie der Rekord auf winterlichen Straßen nicht ganz so gut vorwärtskommen wie Fronttriebler mit ihren besser belasteten Antriebsrädern, ist inzwischen eine altbekannte Tatsache.

Dennoch läßt es sich mit dem Opel leben, wenn er in der kalten Jahreszeit mit geeigneten Winterreifen ausgerüstet wird und zusätzlicher Ballast im Kofferraum für mehr Traktion sorgt.

Ein Minus in der kalten Jahreszeit bleibt jedoch in jedem Fall die Heizung, die nach dem Kaltstart erst relativ spät mit erwärmter Luft zur Hand ist und die selbst bei auf höchsten Touren laufendem Gebläse einen nur recht spärlichen Luftdurchsatz bewirkt.

Der Kaltstart selbst indessen bereitet dank der Benzineinspritzung nie Schwierigkeiten. Der Dauertestwagen sprang auch bei grimmiger Kälte stets sofort an und nahm dank der L-Jetronic-Einspritzung ohne sich zu verschlucken Gas an.

Der Opel und die Reifen

Wegen des neutralen Fahrverhaltens hält sich der Reifenverschleiß beim Opel Rekord in Grenzen.

Der Käufer eines Opel Rekord 2.0 E hat die Wahl zwischen zwei verschiedenen Reifengrößen: serienmäßig ist die Dimension 175 SR 14, gegen Aufpreis können aber auch Reifen der Größe 185/70 HR 14 geliefert werden.

Auto Motor und Sport entschied sich für die breiteren Niederquerschnitts-Pneus und wählte den Fulda Rasant Steel, der mit seinen kleinen Schräglaufwinkeln gut zum sportlichen Fahrverhalten des Rekord paßt und sich zudem durch hohe Lebensdauer auszeichnet: Die Reifen an den Vorderrädern überstanden die Dauertestdistanz und wiesen nach 50.000 km noch eine Profiltiefe von 4 mm auf, während sich die Hinterreifen nach 37.000 km der gesetzlich vorgeschriebenen Mindestprofiltiefe näherten.

Einziger Nachteil des Fulda Rasant: Er sorgte durch unrunden Lauf für starke Vibrationen, die erst durch mehrmaliges Nachwuchten beseitigt werden konnten.

Der Opel und seine Zuverlässigkeit

Abgesehen von den regelmäßigen Inspektionen mußte der Dauertest-Rekord nur dreimal in die Werkstatt.

Opels ehemaliger Werbespruch, das läßt sich nach diesem Dauertest eindeutig feststellen, hätte auch heute noch seine Berechtigung. Denn während der 50.000 km-Distanz ließ der Rekord seinen Fahrer kein einziges Mal im Stich und mußte zwischen den regelmäßigen Inspektionen nur dreimal in die Werkstatt.

Dabei wurde gleich zu Anfang des Dauertests die Aufhängung des Auspuffendschalldämpfers repariert, und bei km-Stand 18.286 zeigte die aufleuchtende Ladekontrolllampe einen Defekt der Lichtmaschine an, die daraufhin durch eine neue ersetzt wurde.

Der dritte außerplanmäßige Werkstattaufenthalt ging auf das Konto der Reifen, die so starke Vibrationen der auf Unwucht sehr empfindlich reagierenden Vorderachse verursachten, daß erneutes Auswuchten geraten schien.

 

Der Opel und die Kosten

Finanziell stehen Rekord-Fahrer gut da: Ihr Auto ist im Unterhalt billiger als die meisten anderen Autos in dieser Hubraumklasse.

Bei der Anschaffung ist ein Opel Rekord 2.0 E zunächst kein ganz billiges Auto. Der Dauertestwagen, der mit verschiedenen Extras ausgerüstet war, repräsentierte immerhin einen Wert von über DM 19.000,--.

Doch wenn man das erst einmal hat, entpuppt sich Deutschlands beliebteste Mittelklasse-Limousine als sehr wirtschaftliches Beförderungsmittel – einmal wegen ihres niedrigen Benzinverbrauchs, zum anderen aber auch wegen ihrer geringen Störanfälligkeit.

Abgesehen von der defekten Lichtmaschine mußten während des Dauertests nur Verschleißteile wie Bremsbeläge, Keilriemen und Lampen ausgetauscht werden, so daß sich insgesamt eine sehr günstige Kostenbilanz ergibt: für Reparaturen fielen gerade DM 452,-- an, die Gesamtkosten betrugen 14,21 Pf/km, abzüglich Benzin, Öl und Reifen sogar nur 1,76 Pf/km (zum Vergleich: Audi 100 5E 1,6 Pf/km, Volvo 244 DL 3,0 Pf/km, Citroen CX 2400 5,3 Pf/km).

Und schließlich unterliegt der Opel Rekord einem recht geringen Wertverlust: Die Deutsche Automobil Treuhand (DAT) schätzte den Dauertestwagen nach 50.000 km auf immerhin DM 10.100,--.

 

Erfahrungen mit dem Autoradio des Opel Rekord

 

Das im Opel-Dauertestwagen eingebaute Radio stammt von der holländischen Firma Philips, wird unter der Bezeichnung Sebring Cassette angeboten und besitzt drei Empfangsbereiche (UKW, MW, LW) sowie eine Verkehrsfunktaste.

Ab Werk wird dieses Radio zu einem Preis von DM 615,-- angeboten – weitere DM 90,-- kostete die auch im Dauertestwagen eingebaute Scheibenantenne, die zwar unauffällig ist, dem Empfang aber nicht zugute kommt.

Die Empfangsqualität speziell im UKW-Bereich konnte nicht befriedigen.

 

Unterm Strich

Der Opel Rekord erwies sich als überdurchschnittlich problemloses Beförderungsmittel: Er wurde während des Dauertests nur von harmlosen Defekten heimgesucht und blieb niemals liegen. Für die Robustheit der deutschen Mittelklasse-Limousine spricht auch der gute Zustand des Testwagens nach Abschluß des Dauertests.

Von seiner besten Seite zeigte sich dagegen der Cassettenteil: Die Tonwiedergabe ließ keine Wünsche offen und abgesehen von einer defekten Abdeckblende traten keinerlei Störungen auf.

An der Placierung des Radios läßt sich beim Opel Rekord ebenfalls nichts aussetzen: Die Musikanlage sitzt in einer dafür vorgesehenen Öffnung in der Mitte des Armaturenbretts, wo sie von Fahrer und Beifahrer leicht bedient werden kann.