Opel Senator A1 3.0 S

 

erschienen in der Auto Motor Sport vom 18.07.1979

Angenehme Ruhe

Fahrbericht über den Opel Senator A1 3.0 S mit Automatikgetriebe

"Der Senator", meint Pressesprecher Hellmuth Clauss, "soll nicht in den Ruf eines Luxusautos für reiche Leute kommen."

Trotz seines hochtrabendes Namens kein direkter Mercedes-Konkurrent also, denn mit gezielt auf potentielle BMW- oder Daimler-Käufer zugeschnittenen Autos wie dem Admiral oder Diplomat ist die deutsche General-Motors-Tochter in Rüsselsheim schon einmal auf die Nase gefallen.

Der Senator indessen verkauft sich ausgesprochen gut, und um ihn einem noch größeren Käuferkreis zugänglich zu machen, bietet ihn Opel seit einiger Zeit wahlweise mit einem Dreiliter-Vergasermotor anstelle des zunächst favorisierten Einspritzers an.

Für den Kunden bedeutet der Verzicht auf Leistung - das Vergaser-Triebwerk bringt es im Gegensatz zum 180 PS starken Einspritzer nur auf 150 PS - zunächst einmal eine nicht unbeträchtliche Ersparnis: der Senator 3.0 S kostet gut 3.000 Mark weniger als die Einspritzversion mit der Bezeichnung 3.0 E.

Ganz so temperamentvoll wie das Spitzenmodell ist er natürlich nicht - die effektiven Fahrleistungen indessen sind dennoch so, daß unter keinen Umständen das Gefühl von Kraftlosigkeit aufkommt.

Der mit Getriebeautomatik ausgerüstete Testwagen war immerhin über 190 km/h schnell und beschleunigte in wackeren 10,7 Sekunden von 0 auf 100 km/h.

Aber nicht nur wegen seiner erfreulichen Kraftreserven weiß der Vergasermotor zu gefallen.

Er steht dem Einspritzer in seinen Kaltlaufeigenschaften kaum nach und überzeugt zudem durch eine bemerkenswerte Laufkultur: selbst im oberen Drehzahlbereich wird sein Geräusch nicht lästig - überdies halten sich die Vibrationen, die üblicherweise zu den besonderen Untugenden der Opel-Sechszylinder zählen, in Grenzen.

Der erfreuliche Gesamteindruck, den der Dreiliter hinterläßt, wird durch das automatische Getriebe noch unterstrichen.

Wenn der Motor nicht gerade mit der Kickdown-Stellung des Gaspedals bis zur Drehzahlgrenze ausgedreht wird, gehen die Übersetzungswechsel ohne lästige Rucke vonstatten, und weiterhin erweist es sich als angenehm, daß es kaum jemals notwendig ist, etwa vor schnelle Überholvorgängen die Automatik durch manuelles Zurückschalten zum Einsatz einer durchzugskräftigeren Gangstufe zu überreden.

Ohnehin ist es in der Praxis besser, das Dreigang-Aggregat in Stufe "D" und damit sich selbst zu überlassen. Denn menschliche Eingriffe können leicht ins Auge gehen: weil zwischen der Normalposition "D" und der Leerlaufstellung "N" keine Sperre vorgesehen wurde, kann es vorkommen, daß der Hebel beim manuellen Hochschalten eine Stufe zu weit nach vorne rutscht - die Folge sind Drehzahlen, an die von den Konstrukteuren des Motors nicht einmal im Traum gedacht wurde.

Die Bequemlichkeit, die das automatische Getriebe ansonsten zu bieten hat, geht auf der anderen Seite natürlich zu Lasten der Erdölreserven - ebenso wie der Vergasermotor, der nicht ganz so haushälterisch mit dem inzwischen teuer gewordenen Sprit umgeht wie die Einspritzversion.

Ein Säufer freilich ist der Senator dennoch nicht: im Testbetrieb ergab sich ein durchschnittlicher Verbrauch von 17,0 Liter/100 km, was angesichts der Fahrleistungen gerade noch als angemessen gelten kann.

Zumal der große Opel ganz generell über eine Reihe erfreulicher Eigenschaften verfügt.

Dazu gehören die praxisgerechte Gestaltung des Cockpits, die gute Karosserieverarbeitung, der überdurchschnittliche Federungskomfort sowie die eindrucksvoll sicheren Fahreigenschaften.

Kaum ein anderes Auto - das stellte ams schon im Vergleich mit verschiedenen Konkurrenzmodellen fest - verhält sich auch unter extremen Bedingungen so fahrsicher und unproblematisch wie der Senator von Opel.

Ein Zufall ist es also nicht, daß es Opel gerade mit dem Senator gelungen ist, sich in der oberen Mittelklasse zu etablieren.

In Rüsselsheim herrscht denn auch allgemeine Zufriedenheit - Pressechef Clauss: "Endlich sind wir über diese Hürde hinweg."