Opel Omega B 2.0 16V

erschienen in der Auto Straßenverkehr vom 09.04.1997

Guter Einstieg

Der neue Toyota Camry trifft im Vergleich auf den Opel Omega. Hat der Japaner eine reelle Chance in der oberen Mittelklasse?

Der Camry ist auf deutschen Straßen ein fast unbekanntes Wesen; im vergangenen Jahr fand das Topmodell von Toyota gerade 933 Käufer. Das entspricht der Menge, die Opel mit dem Omega wöchentlich verkaufen kann.

Doch jetzt nimmt Toyota mit einem neuen Camry einen neuen Anlauf, um die Dominanz deutscher Autos in dieser Klasse ins Wanken zu bringen. Dabei haben sich die Japaner auf eine alte und fast vergessene Tugend besonnen: ein hervorragendes Preis-Ausstattungs-Verhältnis. Das komplett ausgestattete Basismodell mit 2,2-Liter-Motor und 131 PS gibt es für DM 44.900,--. Und im Preis enthalten sind Doppel-Airba, ABS, Servolenkung, Zentralverriegelung und außerdem viele elektrische Helfer. Selbst Klimaautomatik und Cassettenradio fehlen nicht.

Da hat der Omega erst einmal einen schweren Stand. Ein vergleichbar ausgestatteter CD 2.0 16V mit 136 PS kostet DM 46.375,--. Die Klimaautomatik, die mit weiteren DM 3.660,-- zu Buche schlägt, ist dann allerdings noch nicht an Bord. Ausgeglichener ist das Verhältnis beim Platzangebot. Beide Autos bieten Raum fast im Überfluß. Vorne können sich auch Große bequem einrichten, und im Fond der beiden warten geradezu Logenplätze. Dazu kommen riesige Gepäckabteile: 518 Liter Gepäckraumvolumen verbirgt die Heckklappe des Camry, die des Omega 530 Liter. Geteilt klappbare Rücksitzlehnen sind im Preis drin, beim Opel obendrein noch eine Durchreiche in der Mitte. Auf das Wohlbefinden wurde bei Toyota auf vorbildliche Weise geachtet. Der neue Camry ist ein sehr komfortables Auto geworden: bequeme Sitze, ausgewogene Federung, perfekte Klimatisierung mit der serienmäigen Klimaautomatik. Der Opel liegt straffer auf der Straße, aber auch er rollt noch relativ weich ab. Der Testwagen war vorn mit Recaro-Kontursitzen, die DM 1.565,-- Aufpreis kosten, ausgerüstet - besonders auf langen Strecken ist dieses Extra nur zu empfehlen. Die Klimaautomatik, wenn eigens bestellt, arbeitet perfekt.

Bis auf Kleinigkeiten ist der Umgang mit beiden Autos im Alltag problemlos. So fehlen dem Toyota an der Heckklappe nur vernünftige Griffe und ein Druckknopf, an der schweren Motorhaube die Teleskopfedern. Und beim Opel ist der obere Teil der Instrumente für große Fahrer verdeckt, sonst ist alles bestens.

Opel Omega B 2.0 16V	Toyota Camry 2.2

Nominell trennt den 131 PS starken Toyota vom 136 PS starken Omega nicht viel.; die Fahrleistungen liegen ziemlich nah beieinander. Trotzdem gibt es Unterschiede: der 2,2-Liter im Camry ist spürbar elastischer und über alle Drehzahlen leiser als der Zweiliter im Omega - der Opel-Vierzylinder läuft rauher und brummt außerdem kräftig.

Einen Pluspunkt verbuchen beide Motoren dann beim Verbrauch. Der oyota begnügte sich mit 8,4 Liter, der Opel mit 8,6 Liter Superbenzin pro 100 km, was für Limousinen dieser Größe nicht zuviel ist.

Als standesgemäß darf die Sicherheitsausstattung der beiden Autos gelten: Doppel-Airbag, ABS, Gurtstraffer, drei Kopfstützen und drei Dreipunktgurte im Fond sind an Bord.

Auch das Fahrverhalten gibt keinen Anlaß zur Kritik. Unbeladen sind beide Autos beim Ausweichmanöver im Autobahntempo gut zu kontrollieren. Der Omega läßt sich dabei etwas präziser dirigieren. Der Toyota ist weicher abgestimmt, die Karosserie schaukelt etwas mehr. Bei voller Beladung reagieren beide Autos etwas behäbig, aber sicher.

Die gemessenen Bremswerte sind kein Grund zum Jubeln, aber auch kein Anlaß zur Sorge. Nach der Vollbremsung aus 100 km/h stand der Opel unbeladen nach 42,6 und beladen nach 43 Metern, der Toyota nach 45,4 und 45,1 Metern.

Fazit:

Gelungener Einstand: der Toyota Camry kann mit dem Opel Omega gut mithalten. Die Vorteile des Camry sind der höhere Komfort und der kultiviertere Motor. Der Opel bietet den besser nutzbaren Kofferraum und er bremst etwas besser. Sonst nehmen sich die beiden nicht viel, aber unterm Strich ist der Toyota DM 5.000,-- billiger.