Opel Omega B

 

erschienen in der AutoBild vom 12.02.1994

Omega II - Oberklasse-Komfort zum Kampfpreis

Hier ist er: Der neue Omega, der Omega II. Runder, glatter (cw 0,29). Von vorn ganz Opel, hinten vielleicht ein wenig japanisch, wie einige meinen. Aber das muß ja kein Nachteil sein. Fest steht: Opel hat die Zeichen der Zeit erkannt. Und die Zeichen stehen auf Rezession (1993 minus 735.000 Autos insgesamt).

Also muß sparsamen Autokäufern mehr geboten werden fürs Geld. Zum Beispiel sowas: Omega II mit 136 PS starkem Zweiliter-Sechzehnventiler in CD-Topausstattung für DM 44.450,--. Wohlgemerkt, Topausstattung. Heißt: zwei Airbags, ABS, Bordrechner, elektrische Fensterheber, Radio und Wegfahrsperre, um nur einige wichtige Details zu nennen. Nochmal: Für DM 44.450,--. Das ist schon fast ein japanischer Preis.

Vergleichbare Modelle von Audi oder BMW jedenfalls kosten mindestens DM 10.000,-- mehr. Gute Argumente fürs Ziel der Opel-Verkäufer, in diesem Jahr noch 63.000 neue Omega an den Mann zu bringen. Unser Eindruck nach den Testtouren: Zur Wachablösung am 29. April rollt ein Omega auf unsere Straßen, der mit seiner Technik, der Ausstattung und den interessanten Preisen in der Oberklasse für Aufregung sorgen wird. Garantiert.

Sein Rezept: Weg vom Ausstattungs-Durcheinander, hin zur klaren Produktlinie. Zur Wahl stehen jetzt fünf Motoren, die nur noch mit der Einstiegs-Version, dem CD-Topmodell und dem sportlichen MV6 zu kombinieren sind. Im MV6 sieht Opel-Boss David J. Herman "einen mehr als zeitgemäßen Nachfolger des Senator".


Omega 2.0: ausreichender Basis-Vierzylinder. Leiser als der 16-Ventiler. Erfüllt wie die anderen Motoren die '96er Abgasnormen.

Omega 2.5-V6: knurriger Sechszylinder, kräftig bei niedrigen Drehzahlen und drehfreudig. Sparsam im Verbrauch.

Omega 3.0-V6: Topmotor, ausschließlich für MV6. Serienmäßig mit Viergang-
Automatik. Wie der kleinere V6 knurriger Sound.

Wo hat Opel gespart? Nur bei der Teilevielfalt. Laut Herman werden am neuen Omega bis zu 40% weniger Teile verbaut als im alten. Der neue Opel - ein Leichtgewicht? No. Omega II liegt satter denn je auf der Straße. Er ist sogar schwerer geworden (140 kg), größer und rollt auf breiterer Spur. Fahreindruck: souverän auf allen Bodenbeschaffenheiten, leichtgängige, präzise Lenkung, die endlich nervige Fahrbahnstöße gänzlich wegfiltert.

Das überarbeitete Fahrwerk - es stammt im Prinzip vom Omega I - hat fast schon Sänften-Charakter. Nachteilig höchstens: Die weiche Aufhängung kann Schaukelbewegungen der Karosserie nicht immer ausgleichen. Doch zu Lasten der Sicherheit geht das offenbar nicht. Omega-Projektmanager Willem F. Kohl jedenfalls ist sich da seiner Sache sehr sicher: "Bei der aktiven Sicherheit haben wir die Nase vorn".

AutoBild wird das ausführlich prüfen. Mit Sicherheit.

Keine Vorreiter-Rolle indes nimmt Opels neuer Omega beim Thema Geräuschentwicklung ein. Unter der Haube des voraussichtlichen Volumenmodells, der 136 PS-Version, lärmt der Sechzehnventiler. Kein Wunder, er stammt aus dem Kadett / Astra GSi und war schon immer ein Schreihals. Das ist er trotz Überarbeitung (weniger Leistung, besserer Drehmomentverlauf) auch im Omega II geblieben. Willem F. Kohl gibt zu: "Wir können mit der Geräuschentwicklung nicht zufrieden sein."

Keine Klagen hingegen über den Innenraum: Platz satt. Vorne wie hinten. Und: Der Dreipunktgurt samt dritter Kopfstütze hinten in der Mitte - ein seltener Serienbeitrag in dieser Klasse. Ein wenig aufgedunsen wirkt das neue Omega-Armaturenbrett einschließlich des klobigen Airbags. Da hat die Oberklassen-Konkurrenz ohne Frage gefälligere Lösungen zu bieten.