Opel Omega A 2.6 i CD

Erschienen in der Auto Motor Sport vom 30.11.1990

Austausch-Motor

Ein 2,6 Liter-Sechszylinder mit 150 PS ersetzt im Omega den alten Dreiliter mit 177 PS. Der kleinere Hubraum und die geringere Leistung werfen die Frage auf, ob der Motorwechsel ein guter Tausch ist.

Spätestens seit Opel den deutschen Fußballmeister Bayern München sponsert, weiß man in Rüsselsheim, wie wichtig eine stark besetzte Ersatzbank ist. Als die Opel-Leute im Spätsommer dieses Jahres das Modell-Aufgebot für die Saison 1990/91 bestimmten, war eine Schlüsselposition im Omega-Programm neu zu besetzen.

Einem Kicker gleich, der seine besten Jahre bereits hinter sich hat, wurde der drei Liter große Sechszylinder und 177 PS starke Zweiventil-Sechszylinder altershalber ausgemustert.

Ersatz stand zu diesem Zeitpunkt schon parat: ein neuer Sechszylinder, mit 2,6 Liter Hubraum und 150 PS leistungsmäßig exakt zwischen den braven Vierzylinderversionen und dem sportlich aufgemachten Omega 3000 mit Sechszylinder-Vierventilmotor und 204 PS plaziert, soll künftig für mehr Dampf im vorderen Mittelfeld der Marke sorgen.

Basis für die starke Rüsselsheimer Reservebank ist ein gut sortiertes Baukastensystem im Motorenbereich. Die 2,6-Liter-Maschine ist nämlich kein ganz neues Triebwerk, sondern ein modernes Derivat des betagten Dreiliter-Zweiventilers, angereichert mit einigen Komponenten des Vierventilers gleicher Hubraumgröße.

Der unter Beibehaltung des Hubs von 69,8 mm weniger weit aufgebohrte (88,8 statt 95 mm) 2,6-Liter-Motor besitzt die gleiche Zünd- und Einspritzanlage wie das Dreiliter-Aggregat und ist auch mit dem drehmomentfördernden Dual-Ram-System (variable Saugrohrlängen) ausgerüstet.

Hierbei leitet eine Steuerklappe i8m Luftverteiler im unteren Drehzahlbereich den Luftstrom über zwei separate Ansaugsysteme in die Brennräume. Beide Hälften des Luftverteilers sind über ein sogenanntes Resonanzrohr mit dem Luftfilter verbunden. Es bildet gemeinsam mit dem Saugrohr, dem Luftverteiler und den Zylindern ein 700 Millimeter langes Schwingungssystem, in dem Druckwellen auftreten, die den Ansaugvorgang unterhalb von 4.000 1/min unterstützen und damit das Drehmoment steigern.

Erst bei 4.000 1/min öffnet die Klappe im Ansaugtrakt, dann beziehen alle sechs Zylinder ihre Luft ganz normal über gleich lange Ansaugwege.

Das Ergebnis kann sich sehen lassen: Schon bei 2.000 1/min, also knapp über Leerlaufdrehzahl, stehen 80% des maximalen Drehmoments zur Verfügung. Ihren Höhepunkt (220 Nm) erreicht die Drehmomentkurve bereits bei 3.600 Touren, um zur Drehzahlgrenze von 6.000 1/min ganz sanft abzuflachen.

Auf hohe Leistung scheinen die Opel-Leute hingegen weniger Wert zu legen. Mit 150 PS ist die Ausbeute für einen Motor dieser Hubraumgröße relativ bescheiden, selbst wenn man berücksichtigt, daß es sich hier nur um einen Zweiventiler handelt.

Beim Fahren ist von einem Leistungsmanko allerdings nichts zu spüren. Der 2,6-Liter-Einspritzer hängt in allen Drehzahlbereichen gut am Gas und verleiht der 1.480 kg schweren Opel-Limousine standesgemäße Fahrleistungen. Um von 0 auf 100 km/h zu kommen, benötigt der 2.6i nur 9,6 Sekunden, die Höchstgeschwindigkeit beträgt immerhin 218 km/h.

Mit seinen Elastizitätswerten bringt der 2,6-Liter-Omega sogar die alte These ins Wanken, daß Hubraum durch nichts zu ersetzen sei außer durch noch mehr Hubraum.

Denn die Zwischenbeschleunigung von 11,7 Sekunden zwischen 60 und 100 km/h im vierten Gang sowie 15,4 Sekunden im fünften zwischen 80 und 120 km/h ist fast so gut wie beim alten Dreiliter-Modell mit 177 PS. Das Dual-Ram-System scheint das Hubraumdefizit von immerhin 400 cm³ also nahezu ausgleichen zu können.

Daß der 2.6i nicht ganz an das Beschleunigungsvermögen und die Schnelligkeit des 27 PS stärkeren Vorgängers herankommt, läßt sich angesichts des unüberhörbaren Gewinns an Laufkultur gut verschmerzen. In dieser Beziehung ist der neue 2,6-Liter-Sechszylinder sicher das beste Triebwerk, das sich hinter vergleichbaren Motoren von BMW und Mercedes nicht zu verstecken braucht.

Bis auf ein kräftiges Ansauggeräusch bei Vollgas läuft der kurzhubig ausgelegte Reihenmotor mustergültig leise. Im unteren und mittleren Drehzahlbereich ist er kaum zu hören, sogar bei schneller Autobahnfahrt ist die Laufruhe ein Genuß. Die Meßwerte bestätigen den subjektiven Eindruck: Bei 160 km/h wurden nur 74 db(A) registriert.

Daß der 2,6-Liter-Motor wegen des kleinerenh Hubraums und der etwas längeren Übersetzung der Gänge eins bis drei im Vergleich zum alten Dreiliter stets ein wenig höher gedreht werden muß, spielt aufgrund des schwingungsfreien und geräuscharmen Laufs also keine Rolle. Aber auf den Benzinverbrauch bleibt es nicht ohne negativen Einfluß.

13,6 Liter Super bleifrei pro 100 km sind kein Ruhmesblatt, wenn es in der gleichen Modellreihe in Form des Omega 3000 ein Auto gibt, das leistungsstärker und trotzdem anderthalb Liter sparsamer ist.

Um mit dem Omega 2.6i unter die Zehnliter-Grenze zu kommen, ist schon äußerste Zurückhaltung mit dem Gaspedal angesagt, andererseits treibt forcierter Eunsatz den Kraftstoffkonsum schnell auf bis zu 16 Liter/100 km.

Der vergleichsweise hohe Verbrauch ist jedoch die einzig nennenswerte Schwäche des neuesten Omega-Modells.

Ansonsten überwiegen die positiven Eindrücke: das großzügige Raumangebot, der gute Federungskomfort und die sicheren Fahreigenschaften. Die jüngsten Modellpflegemaßnahmen waren rein kosmetischer Natur und haben am CVharakter des Omega grundsätzlich nichts geändert.

Von seinem Vorgänger unterscheidet sich das neueste Modell durch einen schmaleren Kühlergrill mit eingesetzten Chromstreifen, größere Blinkleuchten vorn, neugeformte Stoßfänger, in Wagenfarbe lackierte Türgriffe und dunkel eingefärbte Rückleuchten.

Die wichtigste Neuigkeit aber dürfte der Preis des Omega 2.6i sein. In der getesteten CD-Ausstattung steht er mit DM 41.410,-- in der Liste.

Der wahre Kenner aber überläßt den CD den Plüsch-Fetischisten und wählt den GL, der wirklich wichtige Details wie ABS und Zentralverriegelung auch schon serienmäßig bietet, aber knapp DM 3.000,-- weniger kostet und den Omega 2.6i zum Sonderangebot stempelt:

Zusammen mit dem Ford Sierra ist er zur Zeit die preisgünstigste Sechszylinder-Limousine in Deutschland.