Opel Omega A 1.8 GL (E18NV)

erschienen in der Auto Zeitung vom 15.06.1988

Sauberer Einstieg

Mit einem neuen 1,8-Liter-Motor hat Opel  den Einsteiger-Omega auch ohne Kat schadstoffarm gemacht. Viel Elektronik macht es möglich.

Bei den Spitzenmodellen in Opels Mittelklasse haben die technischen Entwicklungen - wie beim Omega 3000 oder beim Kadett 16V - mittlerweile den Vorsprung der Konkurrenz wettgemacht.

Neben diesen hochwertigen Fahrzeugen haben sich die Rüsselsheimer jetzt auch des Omega-Einsteigermodells angenommen: Ein modifizierter 1,8-Liter-Motor, dessen Leistung um sechs auf nunmehr 88 PS gestiegen ist.

Die Abgase des alten, 82 PS starken, vergaserbestückten Reihenvierzylinders reinigte ein ungeregelter Katalysator.

Der Neuling erreicht nun die laschen Grenzwerte der Euronorm per Abgasrückführung.

Dabei griffen die Ingenieure auf Bewährtes zurück. Der Grundmotor mit einer Bohrung von 84,8 mm und einem Hub von 79,5 mm blieb im Prinzip unverändert, ebenfalls das Verdichtungsverhältnis von 9,2:1. Auch eine elektronische Kennfeldzündung wurde vom Vorgänger übernommen.

Völlig neu dagegen ist die Gemischaufbereitung. Wo früher am Vergaser eine mechanische Beschleunigungspumpe für Teil- oder Volllastanreicherung sorgte, da bestimmt heute eine ausgeklügelte Elektronik in Form eines Mikroprozessors die Dosierung des Sprits.

Daß dem Motor die Kur gut bekommen ist, zeigt sich schon beim Kaltstart. Ohne Problem nimmt der Reihenvierzylinder nach ersten Anlasserumdrehungen seinen Dienst auf. Sogleich läuft er rund ohne Stottern oder Schütteln.

Willig nimmt der Motor Gas an und dreht hoch. Die höhere Leistung sowie das auf 143 Nm bei 3.200 U/min gewachsene Drehmoment sind ebenso positiv im Fahrverhalten bemerkbar.

Insgesamt entspricht der modifizierte Motor jetzt den Anforderungen an ein modernes Triebwerk. Hydrostößel erübrigen ein Nachstellen des Ventilspiels; ein Zahnriemen treibt eine obenliegende Nockenwelle.

Drehfreudig, aber auch elastisch wirkt der Omega mit dem neuen Antriebsaggregat. Der Wagen läßt sich schaltfaul fahren, ruckfrei zieht der Motor aus den unteren Drehzahlbereichen hoch. Das Triebwerk wirkt in keiner Phase zugeschnürt; es erscheint sanfter und gegenüber dem Vorgänger abgerundeter in seiner gesamten Laufkultur.

Der neue Motor läuft sanfter

Sparsam, wie es sich für eine Basisversion geziemt, soll der Omega mit dem Kraftstoff haushalten. Doch hier scheint die Verjüngungskur nicht ganz so erfolgreich wie beim übrigen Motor. Durchschnittlich 9,5 Liter bleifreies Superbenzin konsumierte der Omega 1.8 auf der Verbrauchsmeßstrecke pro 100 km - fast einen Liter mehr als mit dem alten Vierzylinder. Im Vergleich zum 90 PS starken VW Passat sieht der Omega erst recht alt aus: der VW braucht nur 8,4 Liter für die gleiche Wegstrecke.

Allerdings sind auch die Vorteile der neuen Kraftquelle unter der Haube des Omega nicht zu unterschätzen. So ist das Triebwerk wegen seiner Art der Schadstoffminderung nicht unbedingt auf bleifreien Kraftstoff angewiesen. Bei Urlaubsfahrten im Ausland verträgt der Omega daher auch verbleiten Sprit, was mit einem Kat-Wagen derzeit nicht möglich ist.

Dennoch - der Euronorm-Omega stellt nur eine halbherzige Lösung dar: bei Autobahn-Volllastfahrten stößt der Euronorm-Motor annähernd so viele Schadstoffe aus wie ein ungereinigtes Fahrzeug. Eine wirkliche Reinigung der Auspuffgase schafft nur ein geregelter Dreiwege-Katalysator mit Lambda-Sonde.

Immerhin machen das gute Platzangebot, der voluminöse Kofferraum sowie die bequemen Sitze den Omega zu einem idealen Langstreckenwagen. Auch wenn das Basismodell nicht mit atemberauschenden Beschleunigungswerten aufwarten kann: Es benötigt für den Spurt auf Tempo 100 genau 15,2 Sekunden. Einmal in Schwung gebracht, erreicht der Omega aber eine Höchstgeschwindigkeit von respektablen 183 km/h, vier Kilometer schneller als die Werksangabe. Die Tachonadel zeigt dann 199 km/h an. Selbst an leichten Autobahnsteigungen hält die 1.250 kg schwere Limousine stur das Tempo bei, ohne wesentlich nachzulassen.

In der Stadt läßt sich der Fünfsitzer ohne Mühe flott bewegen, er schwimmt bequem im Verkehrsfluß mit.

Allerdings will das leichtgängig und exakt zu schaltende Fünfgang-Getriebe dann auch fleißig bedient werden.

Getrübt wird der gute Eindruck des verbesserten Getriebes aber von einem deutlichen Kratzen beim Einlegen des zweiten und dritten Ganges, wenn morgens das Getriebeöl noch nicht seine Betriebstemperatur erreicht hat.

Selbst danach stellte sich bei unserem Testwagen der Mangel im dritten Gang nicht ganz ab. Ein Manko, das den Verschleiß erhöht.

Dafür glänzt der Einsteiger-Omega mit der präzisen, leichtgängigen Servolenkung und dem gleichen, straff abgestimmten, aber nicht unkomfortablen Fahrwerk wie die stärker motorisierten Ausführungen.

Keine Probleme gibt es mit dem Fahrverhalten in Kurven. Das Fahrwerk ist deutlich untersteuernd ausgelegt und der Autofahrer kommt mit der Basismotorisierung im normalen Alltagsbetrieb kaum an seine Grenzen.

In Abwägung aller Vor- und Nachteile ist der Einsteiger-Omega ein durchaus gutes Angebot bei einem Grundpreis von DM 26.845,-- für die GL-Ausführung.

Getrübt wird dieser Eindruck lediglich von den zum Teil happigen Aufpreisen für die Mehrausstattung: So schlägt der rechte Außenspiegelmit DM 317,-- zu Buche. ABS kostet DM 2.550,--, eine Zentralverriegelung erhöht die zusätzlichen Kosten um DM 577,-- und getönte Scheiben werden mit DM 411,--, Alu-Felgen mit DM 999,-- in Rechnung gestellt.

Alles Faktoren, die beim Neuwagenkauf schnell die DM 30.000,-- - Grenze erreichen oder sogar übersteigen lassen. Aber trotz allem, hier bietet Opel viel Auto fürs Geld.