Opel Monza 3.0 E

 

erschienen in der Sport Auto vom November 1979

Leisetreter

Ein bequemes und zugleich überaus sportliches Kombi-Coupé aus Rüsselsheim absolviert momentan einen Dauertest bei Sport Auto: Der Opel Monza 3.0 E mit S-Fahrwerk. Wieviel gute Eigenschaften sich hinter Understatement verstecken können, zeigte sich während der ersten 25.000 km überdeutlich. Vieles ist beispielhaft.

Einen Vorgänger gibt es eigentlich nicht. Um so erstaunlicher ist es, wie viele Käufer sich auf Anhieb füßr das noble Kombi-Coupé Monza aus dem Hause Opel fanden. Schließlich sind, je nach Motor- und Ausstattungs-Variante, rund 30 "Riesen" für den geräumigen Rüsselsheimer aufzubieten. Und schließlich reizt der edle Sportwagen nicht durch aufregende Linienführung der immerhin fast 4,70 Meter langen Karosserie. Vielmehr ist er jenen Zeitgenossen auf Maß geschneidert, die gerade in dieser gehobenen Preisklasse Funktionalität vor Schnickschnack suchen.

Auf Anhieb jedenfalls lernte auch die Sport-Auto-Redaktion das besondere Flair eines Monza kennen: Ohne aufzufallen, ein zuverlässiges Spitzenprodukt deutschen Automobilbaus darzustellen. Die ersten 25.000 Kilometer marschierte der Opel Monza 3.0 E mit S-Fahrwerk außer eines Kupplungs-Defektes ohne größere Probleme.

Das beinahe legendäre und vielzitierte Hosenträger-Image, das Opel nunmehr durch eine völlig neue Modell-Generation abgelegt zu haben scheint, kann gerade für so ein dynamisches Fahrzeug wie den Monza nicht mehr zutreffen. Allein von den 5.566 Monza, die in den ersten sechs Monatewn dieses Jahres zugelassen wurden, dürften weit mehr von Fahrern mit einem T-Shirt, einem sportlichen Anzug oder ganz einfach mit Tennis-Röckchen gesteuert werden als von Fahrern mit haltebedürftiger Alt-Väter-Hose.

Den größten Anteil an den Monza-Zulassungs-Quoten hat das Modell mit dem Dreiliter-Einspritzmotor im Gegensatz zum gleich großen Vergaser-Triebwerk, das 150 PS leistet, bringt der Monza 3.0 E stolze 180 PS auf die Motorbremse. Unter diesen beiden Typen rangiert nur noch der Monza 2.8 S, der 140 PS zu bieten hat. Als besonders komfortabel gilt bei dem Limousinen-Pendant Senator wie auch bei der Monza-Baureihe die so genannte C-Ausstattung.

Konkurrenz für den Opel Monza ist innerrhalb der zahlreichen in- und ausländischen Marken nur mit Argus-Augen auszumachen. Je nach Käufer-Bedürfnis können eigentlich nur folgende Wagentypen in irgeneine Beziehung zu dem leistungsstarken Opel-Coupé gesetzt werden: der Ford Capri 3.0 S nach unten und der Mercedes 280 CE nach oben.

Manch einer schließlich, der mit einem BMW 628 CSi, einem Porsche 924, einem Peugeot 504 V6 TI Coupé, einem Lancia Gamma Coupé oder einem Saab 900 Turbo Coupé liebäugelt, könnte letztlich zu dem Rüsselsheimer überlaufen. Er spart dann mitunter eine Menge Geld oder entschließt sich zugunsten des Monza für einen Zuschlag im genehmigten Budget.

Zu den Stärken des Opel Monza 3.0 E zählt zweifellos das 180-PS-Triebwerk, das klaglos eine Dauergeschwindigkeit von 216 km/h akzeptiert. Es beschleunigte den Sport-Auto-Dauertestwagen bei Kilometerstand 12.800 in nur 8,7 Sekunden von 0 auf 100 km/h. Dabei gebärdet sich das Nobel-Coupé nicht nur nach außen durch Understatement-Charakter als Leisetreter: Auch die Passagiere schätzen die unauffällige und geräuscharme Kraftentfaltung.

Das Bild vom prädestinierten Reise-Mobil wird durch mehrere Faktoren ergänzt. Neben der erzielbaren hohen Durchschnittsgeschwindigkeit und dem angenehm niedrigen Geräuschpegel zählen zunächst Ausstattung und Rauzmangebot.

Der Opel Monza 3.0 E enttäuscht hier nicht. Zur Serienausstattung zählen elektrische Fensterheber, getönte Scheiben und eine exakt und feinfühlig arbeitende, drehzahlabhängige Servolenkung.

Der Innenraum ist, wie auch bei den Senator-Modellen, durch Velours-Material an den Tür-Verschalungen und auf den genügend Schenkel-Auflage und "straffe Bequemlichkeit" bietenden Sitzen wohnlich gehalten.

Bei zahlreichen Fahrten zu Renn-Veranstaltungen nutzten Sport Auto-Redakteure schließlich das für Coupé-Verhältnisse üppige Raumangebot voll aus. Leiter, Koffer, Taschen und zusätzlich manchmal fünf ausgewachsene Personen.

Der Monza verdeutlichte mit solcher Ladung sehr anschaulich, wie einfach selbst einer Familie die Wahl zugunsten eines Coupés gemacht werden kann.

Bei Bedarf kann recht einfach die hintere Rückenlehne zusätzlich umgeklappt werden. Schade, daß aus Kostengründen auf eine in zwei Hälften umklappbare Rückenlehne verzichtet wurde.

Längst kein Geheimnis mehr ist die Tatsache, daß Opels heutige Fahrwerkstechnik vor allem in der Oberklasse-Baureihe Senator / Monza führend und beispielhaft ist.

Der Dauertestwagen wurde mit dem so genannten S-Paket geordert. Er beinhaltet zum Aufpreis von DM 383,-- Gasdruckstoßdämpfer, Vierspeichenlenkrad, Öldruckmesser und Voltmeter.

Der Eindruck: zwar werden durch die härtere Dämpfer-Abstimmung in Slalom- und Wedelübungen mit den gut zu den Fahrwerks-Eigenschaften passenden Reifen des Typs Michelin XDX (195/70 R 14 V) unwesentlich höhere Geschwindigkeiten erzielt und das äußerst gutmütige Verhalten im Grenzbereich noch verstärkt.

Leichte Komfort-Einbußen gegenüber dem "normalen" Fahrwerk sind jedoch nicht von der Hand zu weisen.

So sicher und wohl sich die Monza-Besatzung also in der Regel fühlen kann, so unangenehm wird diese Regel durchbrochen, wenn die Außentemperaturen auf sommerliche Werte klettern.

Ohne Klimaanlage macht sich dann im Innern des mit riesigen Fensterflächen gesegneten Fahrzeugs der Schweiß-Teufel breit. Denn zu den beklagenswertesten Schwachpunkten zählt das Belüftungssystem.

Der Luftdurchsatz des großzügigen Innenraums, in dem sonst niemand um Kopf oder Beine bangen muß, ist einfach unzureichend. In eine Klimaanlage müssern aber immerhin DM 2.458,-- investiert werden. 

Neben dieses nicht behebbaren Mangels gab es während der ersten 25.000 Kilometer mit dem Monza nur ein einziges Mal einen Notaufenthalt.

Dabei mußten, bei Kilometerstand 13.540, Kupplungsscheibe, Druckplatte und Ausrücklager erneuert werden. Die vorderen Scheibenbremsbeläge hielten, bei hater Beanspruchung wohlgemerkt, 18.970 Kilometer lang, was im Dauertest lediglich einer Zeit von knapp zwei Monaten entspricht. Die Zündkerzen waren zum gleichen Zeitpunkt ebenfalls "reif". 

Nicht behoben werden konnte, bis zum jetzigen Zeitpunkt ein Knarren der linken Seitenscheibe beim Ein- und Ausfahren sowie ein penetrantes Pfeifen des linken Fensters ab 180 km/h.

Geradezu entscheidend für die Kauf-Sympathie kann freilich vor allem der Benzinverbrauch sein. Während etwas weniger als 25.000 Kilometer ermittelte Sport Auto einen durchschnittlichen Kraftstoff-Verbrauch von 15,8 Liter (Super).

Ein äußerst zaghafter Gasfuß kann aber auch für 12,5 Liter pro 100 km sorgen, ein allzu hemmungsloser für immerhin bis zu 21 Liter.

Ein seit Beginn des Modelljahres 1980 lieferbares Fünfgang-Getriebe für Senator- und Monza-Modelle (Aufpreis: DM 870,--) soll einen weiteren Spareffekt erzielen.

Mit der Viergang-Schaltung des Dauertest-Wagens gab ebislang allerdings keinen Ärger.

Im Gegenteil: Das Getriebe mit exakter Schaltführung zählt mit zu den erfreulichsten Eigenschaten des Opel Monza.

Geradezu hinderlich ist dagegen der nicht allzu große Aktionsradius.

Wer "auf Bodenblech" fährt, büßt durch häufige Tankstopps wegen des gerade 70 Liter fassenden Tanks viel von der "herausgefahrenen Zeit" wieder ein.

 

Erstes Fazit: Das was die Optik des Monza verspricht, wird über die Maßen eingehalten. Der 3.0 E bringt Fahrleistungen und Fahresicherheit, die manch anderem vermeintlichen Sportwagen zur Ehre gereichten. Er paart sein Power-Triebwerk zudem mit Funktionalität innen wie außen und "einfacher Handhabung", wie ein Frauenurteil lautet.

Wie zuverlässig und pfiffig die 180 PS jetzt durch die kalten Monate marschieren, bleibt abzuwarten.