Irmscher Senator B

Der Senator Irmscher 4.0i 24V

Im wesentlichen im Sinne selbstverständlicher Schlichtheit erdacht, ist dieses neue Fahrzeug eine sehr kräftige Sportausführung. Der Senator Irmscher 4.0i 24V bringt es bei 5800 U/min auf 200 kW/272 PS.

Das Herz des Senator Irmscher ist ein Reihensechszylindermotor mit zwei obenliegenden Nockenwellen und vier Ventilen pro Zylinder. Er nimmt die gleiche Zweistufen-Luftzufuhr DUAL RAM zur Begünstigung des Drehmoments in Anspruch, hat zwei Katalysatoren mit geschlossenem Kreislauf und Metallelementen und die neue elektronische Motorsteuerung Bosch Motronic M 1.5.

Vom ästhetischen Standpunkt her vermittelt der Senator Irmscher einen schlichten Eindruck. Um ihn von den anderen Senator-Modellen zu unterscheiden, wurde der Kalander geändert, ein Spoiler in die Bug- und Heckschürze einbezogen, der Auspuff verfügt über zwei großkalibrige, rechteckige Ausgänge.

Der Senator Irmscher 4.0i 24V ist mit 7 1/2J x 16-Felgen aus Legierung und 255/55 R 16 Z Reifen ausgestattet.

 

Testbericht Irmscher Senator 4.0i, erschienen in der AutoZeitung, 21.12.1990

Götterspeise

Dieser Irmscher-Opel ist ein Menü für automobile Feinschmecker mit Hang zum Kraftsport.

Schau an, ein Opel Senator. Schon falsch. Dieses Auto ist kein Opel, sondern ein Irmscher. Das demonstriert bereits der eigenständige Bug im Aston-Martin-Look. Aber sein Motor stammt direkt aus der Forschungsküche in Rüsselsheim. Wir stehen dem adoptierten Halbbruder des Senators gegenüber, der Opel einen Platz am elitären Stammtisch der Sport-Limousinen sichert.

Stolz serviert uns Opel die Leistungsdaten des neuen Top-Motors als Vorspeise: mit 395 Nm bei 3300 U/min sei der "drehmomentstärkste Vierliter-Saugmotor der Welt" entstanden, dessen Laufkultur "Triebwerken mit acht Zylindern in vielen Dingen überlegen" sei.

Und die 272 PS, die bei 5800 U/min das serienmäßige Fünfganggetriebe quälen, scheuen "keinen Vergleich mit hochkarätigen Sportwagen". Hohe Ansprüche.

Auf zur Geschmacksprobe. Ja, der Vierliter läuft enorm schwingungsarm. Begeistert durch direkte Umsetzung von Gaspedalstößen in unnachgiebigen Vortrieb, egal, welcher Gang gerade der aktuelle ist.

Dreht samtig-weich bis jenseits von 6000 Touren.

Nur auf Beschleunigungswünsche aus Drehzahlen diesseits der 2000er Marke reagiert er beleidigt mit so grimmigem Magenknurren, daß du diesen Bereich freiwillig meidest - ein Haar in der reichlich gepfefferten Kraftsuppe.

Die Fahrleistungen, die Opel und Irmscher versprechen, munden garantiert jedem Gourmet, liegen sie doch auf BMW-M5-Niveau: 6,2 Sekunden für den Sprint auf 100 km/h und, angesichts des freiwilligen Tempolimits anderer Hersteller vorsichtig formuliert, "circa 250 km/h" Höchstgeschwindigkeit. Der Fahrzeugschein schenkt reinen Wein ein: 257 km/h stehen in Spalte 6.

Der Irmscher Senator setzt alles daran, großen Erwartungshunger zu stillen. In erster Linie durch den Motor. Der basiert auf dem 204 PS starken Dreiliter-Vierventiler, doch Opels beste Leistungs-Köche haben ihn kräftig nachgewürzt: eine neue, siebenfach gelagerte Schmiede-Kurbelwelle erlaubte eine Verlängerung des Kolbenhubs um 18,2 auf 88 mm, die Bohrung wuchs um drei auf nunmehr 98 mm.

Zusammengeschweißte Laufbuchsen sichern die Steifigkeit des jetzt 3983 cm³ großen Grauguß-Sechszylinders. Den Einlaß des Luftfilters hat man dem gestiegenen Gasdurchsatz angepaßt, der Querschnitt der Ansaugrohre nahm von 37 auf 39 Millimeter zu und der Ventilhub um 0,5 Millimeter. Gemanaged wird das Ganze von der Bosch 1.5-Motronic.

Ob aber die dargebotene Dynamik auch bekömmlich ist, hängt letztlich nicht nur von den Kraftreserven ab, sondern auch vom Fahrwerk. Straffere Gasdruckstoßdämpfer und 15 mm kürzere Federn mit progressiver Kennung sollen die Senator-Abstimmung den hohen Fahrleistungen anpassen. - mit zweifelhaftem Erfolg. Einerseits belästigt die Luxus-Limousine ihre Fahrgäste auf Querrinnen mit Schlägen, andererseits verleiten lange Bodenwellen die 1,5-Tonnen-Karosse zu Vertikalbewegungen, Nachschwingen inklusive.

Dafür wuchs die Kurvenagilität des Hecktrieblers - das geht wohl aufs Konto des 46%-Sperrdifferentials.

Zum guten Speisen gehört ein gediegenes Ambiente, das Auge ißt bekanntlich mit.

So gesehen, macht das Interieur des Irmscher-Senators ordentlich Appetit: edles Leder, aufgesetztes, makelloses Wurzelholz.

Die Aufpreiskarte enthält lediglich so ausgefallene Spezialitäten wie Autotelefon, Telefax, PC-Anschluß und Bordbar.

Angeboten wird die Delikatesse, von der Irmscher jährlich 1.200 zubereiten will, von jedem Opel-Händler. Zahlen bitte. DM 99.700,--.

 

Test Irmscher Senator 4.0i, erschienen in START - Das Opel Magazin 03/91

Konsumverzicht

Auf dem Nürburgring gings ausnahmsweise mal nicht um die beste Zeit, sondern um den geringsten Verbrauch. Am Start auch vier Irmscher Senator. Karl Zeiler, freier Motorredakteur der "Oberpfälzer Nachrichten", bewies, daß man mit vielen PS auch sparsam fahren kann.

Moderne Technik macht Autos aller Kategorien sicherer, bequemer und vor allem sparsamer. Das konnten schon in den achtziger Jahren europäische Motor-Fachjournalisten bei den alljährlichen "Sparfahrten" im Rahmen der Motor-Pressetage der Mobil Oil AG feststellen.

Vom Kleinwagen bis zur oberen Mittelklasse waren dabei traditionell viele Fahrzeugkategorien vertreten und ermöglichten oft unglaublich günstige Verbrauchswerte. Luxuslimousinen traten bislang aber noch nie zum Start an - entsprechend groß war meine Überraschung, als mir für die diesjährige Mobil-Sparfahrt auf der Nordschleife des Nürburgringes nicht irgendein Opel Senator, sondern gleich ein Irmscher Senator als "Sparfahrzeug" angekündigt wurde.

Reihen-Sechszylinder-Motor mit vier Litern Hubraum, 272 PS Leistung und 256 km/h Höchstgeschwindigkeit wurden mir neben einem Preis von über DM 100.000,-- als wichtigste Daten genannt. Und damit auf Sparfahrt? Doch der nächste Tag sollte dann nicht nur mich eines Besseren belehren.

Vor die Freuden der Sparfahrt haben aber die Götter den Schweiß des Seminarteils beim Motor-Pressetag gesetzt. Während der im typischen Politiker-Jargon vorgetragenen Ausführungen des Europa-Parlamentariers Günter Topmann zum Thema "Verkehrsprobleme in Europa" schweiften meine Gedanken immer wieder zur bevorstehenden Sparfahrt.

Die letzten Klassensiege hatte ich 1988 mit 6,09 Liter auf 100 km auf einem Audi 100 mit 2,0-Liter-Fünfzylinder-Motor und 115 PS und 1989 mit unglaublichen 3,33 Liter auf 100 km auf einem Peugeot 205 XS Kat mit 1,4-Liter-Vierzylinder-Motor und 75 PS errungen. Leichtgewichte im Vergleich zum vielfach stärkeren Opel Irmscher Senator mit über 1,5 Tonnen Leergewicht.

Am Nachmittag gings auf der gesperrten Nordschleife des Nürburgrings los. In den einzelnen Klassen standen jeweils fünf Audi 100 Avant TDi, BMW 318 iS, Mercedes 200 D, Peugeot 605 SVDT und Renault Clio 1,9 D zusammen mit unseren vier Irmscher Senator am Start und wurden in 30-Sekunden-Abständen auf "die schönste Rennstrecke der Welt" geschickt.

Opel-Techniker hatten für die Sparfahrt extra ein Roadbook mit Fahrempfehlungen und exakten Verbrauchsangaben bei verschiedenen Fahrgeschwindigkeiten und unter verschiedenen Fahrweisen erstellt. Dieses mit Liebe und Sorgfalt erarbeitete Werk durfte ebenso wie eine Tonbandkassette der Mercedes-Betreuer aus Gründen der Chancengleichheit gegenüber den Teilnehmern auf weniger gut vorbereiteten Fabrikaten jedoch erst nach Ende der Sparfahrt ausgegeben werden. So waren im Opel-Feld drei Kollegen aus Belgien, den Niederlanden und Deutschland zusammen mit mir gleich unwissend.

Aus früheren Sparfahrten und Tips zum Kraftstoffsparen kannte ich freilich schon den Trick, bei einem Fünfgang-Getriebe nur den ersten, dritten und fünften Gang zu benutzen und die zweite und vierte Stufe zu überspringen. "Im zweiten Gang anfahren, dann sofort in den fünften schalten und darin bis zum Ziel bleiben - die Kraft des Irmscher-Motors reicht dafür", wurde uns jetzt noch schnell zusammen mit dem Hinweis auf den Bordcomputer als Tip mit auf den Weg gegeben.

Dann fiel die Startflagge, und nach einer ganz kurzen und sanften Beschleunigungsphase ließ ich meinen Senator durch Hatzenbach und Hocheichen bis zum Anstieg der Strecke bei Quiddelbach hinunterrollen. Wie gern hätte ich einmal die imposante Beschleunigung von 0 auf 100 km/h in 6,0 Sekunden ausgenutzt. So aber kuppelte ich aus und nutzte im Leerlauf den Schwung, den der gewichtige Wagen entwickelt.

Nachdem eine Durchschnittsgeschwindigkeit von 65 km/h eine der Vorgaben war, kuppelte ich bei etwa 70 km/h wieder ein und hielt dieses Tempo bei "ganz leichtem Gasfuß" bis kurz vor dem höchsten Punkt am Flugplatz. Da hieß es wieder flugs auskuppeln: mit bis zu 140 km/h ging es anschließend am Schwedenkreuz vorbei und durch die Fuchsröhre bis zur Schikane am Adenauer Forst.

Auch hier war kein Abbremsen erforderlich - mit 120 km/h ließ sich dieses kleine Problem mit dem um 15 mm tiefergelegten DSA-Fahrwerk des Irmscher Senator und seinen straffer abgestimmten Gasdruckstoßdämpfern meistern. Vor der Ausfahrt der Kurve Kallenhard legte ich dann den fünften Gang wieder ein, ließ den Wagen schieben und nutzte so bis kurz vor Wehrseifen die Bremswirkung des Triebwerks ebenso wie die spritsparende Wirkung der Schubabschaltung.

Trotzdem bremste ich beim ersten Durchgang die scharfe Linkskurve kurz an. Danach ging es ausgekuppelt und ohne zu bremsen durch die Kurve bei der Ex-Mühle und bis zur Steigung dahinter. "Sanft einkuppeln und mit zumindest 60 km/h durch Bergwerk, Kesselchen und Klostertal bis hinauf zum Karussell", sagte ich mir dann - und handelte auch danach. Hinter dem Karussell mußte ich etwas beschleunigen, um an der Hohe-Acht nicht unter 50 km/h zu fallen und dann bei weniger als 1000 U/min in den vierten oder gar dritten Gang zurückschalten zu müssen. Um den günstigen Luftwiderstandsbeiwert zu erhalten und zu nutzen, ließ ich die Scheiben und das Glasschiebedach geschlossen.

Nach dem höchsten Punkt der Hohe-Acht lief mein Irmscher Senator wie üblich, das heißt ausgekuppelt, durch die Rechtskurve Wippermann bis zur mutig genommenen Linkskurve Eschbach und zur Rechtskurve Brünnchen.

Testbericht Irmscher Senator 4.0i, erschienen in der mot vom 15.02.1992

Der schwarze Riese

Der Irmscher Senator ist, vom längst ausverkauften Kraftprotz Lotus Omega abgesehen, das klare Spitzenmodell der Autos mit dem Blitz - obwohl der Name Opel im Fahrzeugschein gar nicht auftaucht. Da steht Irmscher als Hersteller drin. Und das ist zu einem guten Teil auch richtig: der Tuner in Remshalden bei Stuttgart möbelt "rohe" Senatoren aus Rüsselsheim mit der Ausstattung eines DM 100.000,-- - Autos und vor allem mit dem traumhaften Vierliter-Motor auf, einer Gemeinschaftsentwicklung von Opel und Irmscher. Das Ergebnis ist eine veritable Sportlimousine, ein ernsthafter Konkurrent etwa zum BMW M5. Rund 60 Senator 4.0i werden bei Irmscher im Monat gebaut.

Im Innenraum glänzt der Senator mit reichlichem Platzangebot.

Auch sein Gepäckraumvolumen von 530 Litern ist wahrhaft ausreichend.

 Im Gegensatz zu fast allen Konkurrenten kann man hier die Lehne der Rückbank umklappen und auch größeres Gut verstauen.

Schon die Leistungsdaten des Vierliter-Saugmotors begeistern: das sehr laufruhige und drehfreudige Triebwerk liefert maximal 272 PS, vor allem aber einen Drehmoment-Höchstwert von 395 Nm bei 3300 U/min.

Damit packt der Senator so mächtig an, daß man bereits nach wenigen hundert Metern im fünften Gang gelandet ist.

Die Elastizitätswerte sind ausgezeichnet: der Irmscher bewältigt den Spurt von 60 bis 100 km/h im vierten Gang binnen 7,5 Sekunden.

Die Höchstgeschwindigkeit ist mit mehr als 250 km/h über jeden Zweifel erhaben.

Gemessen an den Fahrleistungen ist der Verbrauch von 10 bis 18 Liter Super sehr günstig; im Test ergab sich ein Durchschnitt von 12,2 Litern.

Die Einrichtung des Irmscher Senator ist wohlbekannt.

Armaturen und Bedienelemente stammen von Senator oder Omega und sind ohne Fehl und Tadel.

Außerordentlich umfangreich ist die Serienausstattung:

das Passagierabteil ist mit Büffelleder ausgeschlagen und mit Wurzelholz verziert, von elektrisch verstellbaren Recaro-Sitzen (sportlich ausgeformt) über Klimaautomatik oder Stereoanlage fehlt kaum etwas.

Das Fahrwerk des Opel wurde bei der Evolution zum Irmscher Senator mit kürzeren Federn und strafferen Dämpfern leicht überarbeitet.

Damit zeigt sich der Über-Opel ausgesprochen fahrstabil.

Auch vehementer Leitungseinsatz in Kurven wird nur mit dezentem und leicht kontrollierbarem Übersteuern beantwortet.

Etwas gelitten hat der Langsamfahrkomfort; mit steigender Geschwindigkeit federt der Irmscher dann immer besser.

Mit größeren Stoßflächen vorn und hinten, mit einem kleineren Kühlergrill und Leichtmetallrädern im eigenen Design hebt sich der Irmscher von seinen schwächeren Senator-Brüdern deutlich ab.

Und doch sind die Modifikationen eher dezent: ein Edel-Opel für mehr als DM 100.000,--, das ist wahres Understatement.