Opel Commodore C 2.5 S

erschienen in der Auto Motor Sport vom 31.12.1980

 

Entwicklungshilfe

Die bundesdeutschen Zulassungsstatistiken stellen den Modellen über zwei Liter Hubraum der Adam Opel AG kein gutes Zeugnis aus.

Im September 1980, zu einem Zeitpunkt, als erstmals nach siebenmonatiger Pause wieder ein Zulassungsanstieg zu verzeichnen war - in einer Höhe von 5,5 Prozent - verbuchte etwa Opels Commodore, der im Modellprogramm die Lücke zwischen Rekord und Senator ausfüllt, immer noch einen Verkaufsrückgang von 61,4 Prozentpunkten.

Im September 1980 wurde aber auch der Versuch gestartet, den Commodore etwas attraktiver zu machen. Auf Wunsch rüstet Opel ihn - ebenso wie die Zweiliter-Typen des Rekord - nunmehr mit einem Overdrive aus.

Das Angebot des ein wenig in Vergessenheit geratenen und vor allem aus englischen Autos bekannten Overdrive setzt einen zuerst einmal in Erstaunen, denn die General Motors-Tochterfirma bietet für ihre großen Modelle jetzt insgesamt nicht weniger als vier verschiedene Kraftübertragungen an: ein Schaltgetriebe mit vier und fünf Gängen, ein Automatikgetriebe mit drei Fahrstufen und nun auch ein Viergang-Getriebe mit elektrisch zuschaltbarem Overdrive.

Warum man sich bei Opel gerade zu diesem Spar-Instrument entschlossen hat, um bei den Rekord-Motoren und besonders dem 2,5-Liter-Triebwerk des Commodore einen geringeren Benzinverbrauch zu erreichen, erläutert Fritz Heckert, Chef der für Getriebe- und Kupplungsfragen zuständigen Abteilung: "Das für die Senator- und Monza-Reihe gegen einen Mehrpreis von DM 911,-- lieferbare Fünfganggetriebe käme für den Käuferkreis unserer Mittelklasse-Modelle zu teuer. Ein Overdrive, der mit dem vorhandenen Getriebe kombiniert werden kann, ist dagegen wesentlich kostengünstiger."

Tatsächlich muß für den Overdrive fast um die Hälfte weniger berappt werden. Der Overdrive, der den Preis eines Rekord oder Commodore um DM 520,-- erhöht, wird nicht von Opel selbsthergestellt, sondern ist eine Entwicklung des englischen Unternehmens Laycock, das "auf diesem Gebiet die größte Erfahrung" (Fritz Heckert) hat.

In abgewandelter Form findet man diesen Overdrive zum Beispiel auch bei einigen Volvo-Modellen.

Der wesentliche Unterschied liegt in der Übersetzung.

Während die Schweden für ihre 244 / 264-Baureihe eine 0,8:1 übersetzte Schon-Fahrstufe am passendsten erachteten, gaben die Hessen eine Übersetzung von 0,778 in Auftrag, die sich in Verbindung mit dem Commodore-Motor aber als etwas lang erweist.

Denn das 115 PS starke Sechszylinder-Vergaser-Aggregat, das schon den ersten Commodore von 1967 antrieb, gehört schon von Haus aus nicht zu den besonders spontan zur Sache gehenden Maschinen. Zwar steht der Commodore, betrachtet man allein seine Fahrleistungen, nicht schlecht da, gleichwohl vermittelt der Charakter des Motors mehr das Gefühl einer eher beschaulichen Art der Fortbewegung - die Insassen werden dafür mit einem nur mäßigen Geräuschpegel entschädigt.

Wer jedoch der Maschine Drehzahlen über 4.500 U/min abverlangt, muß einen rauhen Motorlauf in Kauf nehmen. Hierleistet der Overdrive gute Dienste, da nach seiner Betätigung das Triebwerk gar nicht mehr bis zu dieser Grenze vorstößt - 4.300 U/min sind dann das Maximum. 

Bei dieser Drehzahl kommt der Overdrive-Commodore auch nur auf eine Höchstgeschwindigkeit von 171 km/h. Im vierten Gang indes stehen nahezu 180 km/h an, wobei allerdings 5.700 U/min anfallen.

Das hauptsächliche Einsatzgebiet des Overdrive sind ohnehin längere Autobahn-Etappen, doch sollte er, sofern auf eine zügige Fahrt Wert gelegt wird, bei Beschleunigungsvorgängen und an Steigungen wieder ausgeschaltet werden.

So ist denn der Opel-Overdrive in dieser Form kein geeignetes Mittel, den Durst des Commodore-Sechszylinders zu zügeln.

Nach wie vor demonstriert dieser Motor kaum Enthaltsamkeit, wie der Testverbrauch von 15,7 Liter/100 km deutlich zeigte.

Mit "dem Spargang am Lenkrad" (Opel-Anzeigentext) ist es also nicht so weit her. Das gilt auch für seine Handhabung: Der Opel-Fahrer nämlich verlängert den direkt übersetzten vierten Gang nicht - wie im Volvo - mit einem Schalter am Schaltknüppel, sondern mit einem rechts aus der Lenksäule ragenden Hebel.

Diese recht unpraktische Anordnung wurde aus Kostengründen gewählt, da an jener Stelle bereits Platz für ein zusätzliches Bedienungselement geschaffen war.

Die Frage, ob sich die Mehrausgabe für den Overdrive überhaupt lohnt, wird in allernächster Zukunft ohnedies nicht mehr aktuell sein.

Ab Januar 1981 will Opel dem Beispiel des Erzrivalen Ford folgen und bei unveränderten Preisen die Ausstattung erweitern.

Dann gibt es unter anderem die Servolenkung, die bei der fast 1.300kg schweren Limousine dringend zu empfehlen ist und bislang DM 1.030,-- extra kostet, serienmäßig - und auch den Overdrive bekommt man dann gratis.