Opel Commodore B 2.5 Special

 

erschienen in der Auto Motor Sport vom 13.04.1977

 

Sonderangebot

Die aus den drei Grundtypen Commodore, GS und GS/E bestehende Baureihe wurde um eine Variante ergänzt, die die Bezeichnung Special trägt und dieses Opel-Sechszylinder-Programm nach unten abrundet. Wesentlichster Unterschied zu den bisherigen Commodore-Modellen ist der Preis dieses Autos: mit DM 14.990,-- liegt der Special um DM 2.260,-- unter dem billigsten Commodore und nur DM 285,-- über dem Rekord L mit Zweiliter-Motor.

Schon aus der Einstufung auf der Preis-Skala ergibt sich die Zielrichtung für den Neuen. Als preiswertes Aufsteiger-Modell soll er solche Rekord-Fahrer ansprechen, die den Wunsch nach mehr Leistung mit der komfortablen Arbeitsweise eines Sechszylinders kombinieren möchten. Darüber hinaus stellt der Special eine Alternative zu den einfacheren Ford-Granada-Modellen mit V6-Motor dar. Und nicht zuletzt soll er natürlich das nach fünfjähriger Bauzeit nicht mehr ganz taufrische Image der Rekord/Commodore-Baureihe aufwerten.

Abgesehen vom Commodore-Schriftzug unterscheidet sich der Special äußerlich vom schlichteren Rekord durch glänzende Zierteile an Radausschnitten, Türschwellern und am Heck, durch Gummiauflagen an den Stoßstangen sowie durch sechs Zoll breite, mit großen Belüftungsöffnungen versehene Stahlblechräder.

Der Innenraum und das Armaturenbrett bieten die gewohnte Rekord-Optik. Bei unveränderten Einstiegs- und Platzverhältnissen präsentieren sich Sitze und Bodenbeläge zwar in nüchterner, aber strapazierfähiger Ausführung. Ähnliches gilt für die serienmäßige Ausstattung, die alle erforderlichen Details enthält.

Außen und innen bietet der Commodore Special also keine Besonderheiten, sondern vielmehr ein schlichtes, aber solides Niveau, das von Zweckmäßigkeit und routinierter Machart geprägt ist.

Für die Preisklasse Besonderes, wenn auch Bekanntes, findet sich unter der Motorhaube, wo der bewährte 2,5-Liter-Sechszylinder-Kurzhubmotor mehr unauffällig als temperamentvoll Dienst tut.

Eine der unbestrittenen Stärken dieses anspruchslosen und robusten Triebwerks besteht zweifellos in seiner ausgeprägten mechanischen und akustischen Laufruhe. Besonders in den üblicherweise benutzten mittleren Drehzahlbereichen arbeitet die Graugußmaschine ausgesprochen leise - ein Verdienst, an dem die wartungsfreien hydraulischen Ventilstößel nicht unbeteiligt sind.

Wenn auch die 115 PS für die Hubraumklasse keinen Spitzenwert darstellen, so können sich die Fahrleis´tungen des 1.240 kg wiegenden Special dennoch gut sehen lassen: für die Beschleunigung aus dem Stand auf 100 km/h wurden 11,1 Sekunden, für den Kilometer mit stehendem Start 33,0 Sekunden und für die Höchstgeschwindigkeit 173,1 km/h gemessen.

Mit einem Drehmomentverlauf, bei dem von 3.800 U/min bis 4.200 U/min immerhin 179 Nm zur Verfügung stehen, bietet der Commodore Special außerdem ein ausreichend kräftiges Durchzugsvermögen.

Man würde dem Commodore-Triebwerk jedoch nicht gerecht, würde man die Fahrleistungen ausschließlich für sich betrachten und nicht im Zusammenhang mit der selbstverständlichen Art, mit der sie erbracht werden.

Dazu gehören neben der Laufruhe auch das zuverlässige Startverhalten, die guten Kaltlaufeigenschaften sowie die vorbildlichen Vergaserübergänge, die ein ruckfreies Beschleunigen aus niedrigen Drehzahlen erlauben.

Mit einem Testverbrauch von 15,2 Liter/100 km Super blieb der stets zügig gefahrene Testwagen im üblichen Rahmen, während er sich über eine Strecke von 2.500 km ohne meßbaren Ölkonsum in dieser Disziplin sogar vorbildlich zeigte.

Wenn dennoch beim Umgang mit dem Commodore Special keine rechte Fahrfreude aufkommen will, dann nicht zuletzt wegen des zu flach angeordneten und außerdem schwergängigen Gaspedals. Dieser Opel-typische Mangel ist hier besonders störend, weil er dem angestrebten Sechszylinder-Komfort kraß zuwiderläuft.

Fahrwerk: unkomfortabel, aber sicher

Nicht ins Konzept paßt auch die Entscheidung, die Lenkung aus Preisgründen nicht - wie bei den übrigen Commodore-Modellen - mit einer Servo-Unterstützung auszurüsten. Aufsteigewillige komfortsuchende Rekordfahrer beispielsweise müssen sich verunsichert fühlen, wenn sie mit derart hohen Lenkkräften konfrontiert werden, wie sie beim Commodore Special erforderlich sind. Hieran ändert auch die indirekte Auslegung mit 4 3/4 Umdrehungen von Anschlag zu Anschlag nur wenig. Abgesehen davon läßt die Lenkung trotz des kleinen Lenkraddurchmessers den Special unhandlich erscheinen, außerdem arbeitet sie um die Mittellage ungenau.

Interessenten kann deshalb nur empfohlen werden, selbst angesichts des deftigen Aufpreises von DM 915,-- die auf Wunsch lieferbare Servolenkung zu ordern. Besser wären die Opel-Strategen freilich beraten gewesen, im Rahmen einer fairen Mischkalkulation die Servolenkung auch bei diesem Sechszylinder-Modell generell vorzusehen.

Nicht recht ins angestrebte Komfortbild paßt schließlich auch die Fahrwerksabstimmung, mit der allenfalls auf guten Straßen zufriedenstellende Federungsergebnisse erzielt werden können. Auf Unebenheiten signalisiert die starre Hinterachse nur zu deutlich den jeweiligen Straßenzustand ins Wageninnere.

Dagegen gibt es mit der Fahrsicherheit keine Probleme. In schnell gefahrenen Kurven verhält sich auch dieser Commodore gutmütig und bleibt selbst in Grenzsituationen leicht beherrschbar.

Unter dem Strich kann der Commodore Special zwar einen für eine viertürige, gut ausgestattete Sechsz<ylinder-Limousine günstigen Preis vorweisen, andererseits ist die Halbherzigkeit seiner Väter in Sachen Komfort aber nicht zu übersehen. Wenn sich die Erfolgserwartungen deshalb nur zur Hälfte erfüllen würden, wäre das kein Wunder.