Keilrippenriemen ersetzen

 

Sicherheitshinweis:

Keilrippenriemen und Spannvorrichtung nur bei stehendem Motor prüfen.

Einklemmen von Kleidungsstücken, Haaren oder Gliedmaßen in den Riemenantrieb eines laufenden Motors verursacht schwerste Verletzungen!

Keilrippenriemen niemals verdrehen, knicken oder überdehnen.

Keilrippenriemen vor Einwirkung chemischer Substanzen (z.B. Mineralöle, Kraftstoffe) schützen!

 

Beim Opel Omega A bzw. Opel Senator B mit Motor C26NE, C30NE ab Modelljahr 1991 sowie C30SE, C30SEJ, C30XEI, C36GET, C40SE werden die Nebenaggregate nicht mehr über bis zu drei Keilriemen, sondern über einen einzigen Keilrippenriemen angetrieben.

Vorteile des Keilrippenriemens

Der Umstieg auf diese seinerzeit neue Technologie hatte gute Gründe.

Immer beengtere Platzverhältnisse im Motorraum sowie die Notwendigkeit von Gewichtseinsparungen erforderten für die Nebenaggregate neue Antriebstechnologien. Der erhebliche Platzbedarf für mehrere Keilriemen und die erforderlichen großen Antriebsscheiben sowie das erhebliche Gewicht des Keilriementriebs kann insbesondere bei modernen Motoren für Quereinbau kaum mehr geschaffen werden.

Mit der wesentlich größeren Auflagefläche des Keilrippenriemens und wesentlich engeren, möglichen Biegeradien kann trotzdem im Vergleich zum Keilriemen ein deutlich höheres Antriebsmoment mit Übersetzungsverhältnissen von bis zu 1:40 übertragen werden, zudem werden die Leistungsverluste für den Antrieb der Nebenaggregate minimiert und damit Kraftstoffverbrauch und Abgasemissionen optimiert.

Keilrippenriemen kennzeichnet ein dehnungsarmes Spannungsverhalten. Mittels einer dynamischen Spannrolle wird die definierte Vorspannung des Keilrippenriemens unabhängig von der Temperatur im Motorraum oder anderen Einflüssen exakt konstant gehalten.

Dadurch werden die Lager der Nebenaggregate im Vergleich zu Keilriemen deutlich geringer beansprucht. Folglich können die Nebenaggregate sowie deren Halterungen erheblich kompakter und leichter konstruiert werden. Die exakte Profilgenauigkeit gewährleistet eine hohe Laufruhe und optimale Betriebssicherheit. Betriebsüblich sind heute übrigens Riemengeschwindigkeiten von bis zu 60 m/s.

Keilrippenriemen sind extrem biegeelastisch, schlupfunempfindlich und verschleißfest, wodurch die heute üblichen Nebenaggregate (z.B. Generator, Wasserpumpe, Servopumpe, Vakuumpumpe und Klimakompressor) durch Serpentinenumschlingung mit nur einem Keilrippenriemen angetrieben werden können. Entsprechende Materialauswahl ermöglicht heute Laufleistungen bis zu 160.000 km.

Der Antrieb der Nebenaggregate über einen Keilrippenriemen ist deutlich preisgünstiger als der Antrieb über mehrere Keilriemen. Nicht zuletzt ist ein neuer Keilrippenriemen - entsprechende Übung vorausgesetzt - erheblich schneller und damit preisgünstiger zu montieren als mehrere Keilriemen.

Spezialwerkzeuge

Zum Entspannen der Spannrolle wird von verschiedenen Werkzeugherstellern ein entsprechender
Schlüsselsatz angeboten (SW 13 - SW 19), der diese Arbeit auch unter beengten Platzverhältnissen
erheblich vereinfacht.

Ein solcher Schlüsselsatz wird im einschlägigen Werkzeughandel zum Preis zwischen € 60,-- und € 100,-- angeboten. Für nichtgewerbliche Gelegenheitsnutzer ist ein preiswertes Set allemal ausreichend.

Ein- und Ausbau des Keilrippenriemens bei Omega A / Senator B

Eine Montage des Keilrippenriemens wird nicht mehr, wie bei den Modellen mit Keilriemen üblich, über das Lösen von Servopumpe oder Lichtmaschine vorgenommen.

Statt dessen wird der Keilrippenriemen über die dynamische Spannvorrichtung entspannt und dann zwischen Visco-Lüfterflügel und Luftfangtrichter durchgeführt und entnommen.

Die Schraube für die dynamische Spannvorrichtung ist eine TX 55 (Torx), die mit einer kurzen Verlängerung von unten erreicht werden kann.

Die Spannvorrichtung wird im Uhrzeigersinn entspannt.

 

Nach Einführen des Keilrippenriemens muß der Keilrippenriemenverlauf beachtet werden. Sofern vom Hersteller eine Vorgabe zur Laufrichtung des Keilrippenriemens besteht, ist diese zu beachten. Ansonsten zeigt die Beschriftung immer in die Richtung, aus der diese leicht ablesbar ist. Seitenverkehrter Einbau verursacht zwar (bei nicht vorgeschriebener Laufrichtung) keine Schäden, gibt Fachleuten aber deutliche Hinweise auf eine eher unprofessionelle Arbeitsausführung.

Die Laufrichtung eines einmal eingebauten Keilrippenriemens soll bis zum Ersatz des Keilrippenriemens nicht mehr verändert werden. Wird ein Keilrippenriemen also nach Ausbau wieder verwendet, ist dessen Laufrichtung vor Ausbau zu kennzeichnen!

Nebenstehende Abbildung zeigt Fahrzeuge ohne Klimaanlage

Nebenstehende Abbildung zeigt Fahrzeuge mit Klimaanlage

 

Prüfung der Riemenspannung

Die Prüfung der Keilrippenriemenspannung erfolgt über die Strichmarkierung an der dynamischen Spannvorrichtung.

Die Einbaulage ist mit Pfeil bei nachstehender Skizze abgebildet.

Die Strichmarkierung muß im Arbeitsbereich (X) liegen.

Pos. 1 = Feststehendes Gehäuseteil, Pos. 2 = beweglicher Spannarm.

I = Anfang des Arbeitsbereiches (neuer Keilrippenriemen)
II = Ende des Arbeitsbereiches (verschlissener Keilrippenriemen)

Achtung: Bei Stellung der Strichmarkierung am Ende des Arbeitsbereiches (siehe Bildteil II) ist der Keilrippenriemen zu ersetzen.

Ebenso ist der Keilrippenriemen zu ersetzen, wenn dieser brüchig ist (Rippenseite mit Taschenlampe inspizieren).

Nach dem Keilrippenriemenwechsel

Nach erfolgtem Keilrippenriemenwechsel Motor warmlaufen lassen und danach auf ca. 4.000 1/min bringen. Es darf keine Geräuschbildung aus dem Riementrieb bemerkbar sein. Nach Abstellen des Motors Keilrippenriemenspannung nochmals prüfen. Diese muß sowohl auf Seiten des Zug- als auch des Leertrums gleich hoch sein.

Etwa 1.000 km nach Montage eines Keilrippenriemens nochmals die korrekte Vorspannung des Keilrippenriemens prüfen. Hierbei außerdem prüfen, ob sich am Keilrippenriemen Schäden zeigen. Geräuschbildung oder Abriebspuren erfordern eine sofortige, gründliche Ursachenforschung mit entsprechender Instandsetzung beschädigter oder verschlissener Bauteile.

Im Handel angebotene Sprays, die angeblich Riementriebsgeräuschbildung abstellen sollen, beseitigen die Ursache der Geräuschbildung nicht, sondern überdecken diese meist nur kurzfristig. Zudem kann durch die eingesetzten Chemikalien die Laufleistung des Keilrippenriemens sowie die Drehmomentübertragung auf Nebenaggregate negativ beeinflußt werden. Der Einsatz solcher Sprays ist daher abzulehnen!

Folgefehler der Verwendung solcher Sprays können z.B. verminderte Ladeleistung des Generators, verändertes Ansprechverhalten der Servo-Lenkung, Beanstandungen der Kälteleistung der Klimaanlage, bei Diesel-Fahrzeugen zusätzlich verminderte Leistung der Unterdruck-Pumpe sein.

Die Verwendung von Keilrippenriemen namhafter Erstausrüster wird empfohlen. Minderwertige Keilrippenriemen unbekannter Herkunft beeinflussen ebenfalls Betriebssicherheit, Leistung der Nebenaggregate sowie die Geräuschbildung negativ!

Lebensdauer von Keilrippenriemen

Die Lebensdauer von Keilrippenriemen ist von mehreren Faktoren abhängig:

Durchschnittlich läßt sich die Lebensdauer mit ca. 160.000 km Laufleistung oder 10 Jahre nähern.

Ein Keilrippenriemen läuft im allgemeinen sehr geräuscharm. Zunehmende Geräusche aus dem Riementrieb sind häufig Folge eines sich anbahnenden oder bereits vorhandenen Riemen- oder Lagerschadens.

Bei Motorwäschen den Riementrieb sowie die Nebenaggregate niemals aus kurzer Distanz mit Hochdruckreinigern bearbeiten! Der Keilrippenriemen kann hiervon zunächst nicht sichtbare Schäden davontragen, zudem kann das Lagerfett von Spann-, Umlenk- und Nebenaggregatsrollen ausgewaschen werden, was teure Folgeschäden verursacht!

Schadensbilder bei Keilrippenriemen

Vor der Montage eines neuen Keilrippenriemens sind die Riemenscheiben auf Auswaschungen, Beschädigungen und Lagerverschleiß zu prüfen. Bei Beanstandungen sind die betroffenen Bauteile zu ersetzen. Dies ist insbesondere dann erforderlich, wenn der zu ersetzende Keilrippenriemen starke und unübliche Verschleißerscheinungen oder Beschädigungen aufweist.

Ausbrüche

Ausgebrochene, stark abgenutzte Rippen oder beschädigte Flanken können durch Lagerschäden an den Nebenaggregaten verursacht sein.

Sofern sich kein offensichtlicher Befund ergibt, könnte die Ursache auch in ersetzten Nebenaggregaten zu suchen sein, die trotz gleicher Motorbezeichnung für unterschiedliche Modelle unterschiedlich lange Achswellen von Umlenkrollen oder Nebenaggregaten haben (Fluchtungsfehler) oder über ein geändertes Rippenprofil verfügen!

Nach Abnahme des Keilrippenriemens alle Lager der Nebenaggregate, der Spannrolle und der Umlenkrollen auf Spielfreiheit prüfen.

 

Riemen klebrig

Der Keilrippenriemen wurde durch Kraftstoff, Lösungsmittel oder Öl chemisch beschädigt.

Vor Aufziehen eines neuen Keilrippenriemens sämtliche Lauf-, Spann- und Umlenkrollen reinigen. Hierbei darauf achten, daß kein Lösungsmittel in die Lager von Umlenkrollen oder Nebenaggregaten gelangt.

Lauf-, Spann- und Umlenkrollen niemals mit aggressiven Methoden (z.B. Schleif- oder Poliermittel) bearbeiten, da hierdurch die vordefinierte Reibpaarung zwischen Riemen und Rolle verändert wird, was zu Geräuschbildung, unzureichender Kraftübertragung zu einzelnen Nebenaggregaten oder vorzeitigem Verschleiß oder Defekt des Keilrippenriemens führen kann!

Ursache der Verunreinigung des Keilrippenriemens abstellen.

Rippen stark abgenutzt bzw. zerstört

Durch unfachmännische Montage beschädigte Riemenscheiben oder in Riemenscheiben festgeklemmte Fremdkörper können das nebenstehende Schadensbild verursachen.

Keilrippenriemen niemals mit hierfür ungeeigneten Werkzeugen montieren oder nach Teilauflage durch Starterbetätigung gewaltsam aufzwingen!

Vor dem Aufziehen eines neuen Riemens alle Lauf-, Spann- und Umlenkrollen prüfen!

Riemenoberfläche abgetragen

Ein solches Schadensbild entsteht durch mangelhafte Spannung des Keilrippenriemens oder nicht fluchtende Lauf-, Spann- oder Umlenkrollen oder defekte Lager von Rollen.

Alternativ kann der Riemenrücken durch Schlupf ein glasiges Aussehen wegen übermäßiger Erhitzung zeigen.

Vor Aufziehen des neuen Keilrippenriemens insbesondere Spannrolle auf korrekte Funktion prüfen!

Rippenbruch

Wird ein Keilrippenriemen falsch aufgesetzt, kann sich eine Längsrippe abscheren.

Auf korrekte Montage des Keilrippenriemens achten!

Fremdkörper

Mechanisch beschädigte Rollen mit Materialaufwerfung oder festgeklemmte Fremdkörper können dieses Schadensbild hervorrufen.

Keilrippenriemen verhärtet und brüchig

Keilrippenriemen ersetzen

Kenndaten von Keilrippenriemen

Für Anwendungen bei Kraftfahrzeugmotoren werden unterschiedliche Riemenprofile verwendet, die einer internationalen Normierung unterliegen. Die Auswahl ergibt sich im Einzelfall aus verfügbarem Bauraum, zu übertragender Leistung und der Länge des Keilrippenriemens.

Riemenprofil Maßeinheit PJ PK PL PM
Rippenabstand mm 2,34 3,56 4,7 9,4
Riemenhöhe mm 3,80 5,00 9,00 / 7,50 14,50
minimaler Scheibendurchmesser mm 20 45 75 180
maximale Riemengeschwindigkeit m/s 60 50 40 35
minimale Riemenlänge mm 356 527 991 / 2342 2286
maximale Riemenlänge mm 2489 2550 2235 / 6096 16764

Der Keilrippenriemen im Opel Omega A / Opel Senator B (jeweils ohne Klimaanlage) hat folgende Bezeichnung : 6 PK 1462

Diese Bezeichnung bedeutet, daß der Keilrippenriemen 6 Rippenschultern hat, dem Rippenprofil PK entspricht und eine Länge von 1462 mm aufweist.

Daneben können zusätzliche Beschreibungen vorhanden sein: