Diagnose von Getriebeschäden

 

Schadengefahr:

Fehlerhaft durchgeführte Getriebemontagen, zu geringer Getriebeölöstand oder ungeeignetes Getriebeöl verursachen umfangreiche und mitunter irreparable Schäden am Getriebe. In Folge droht erhebliche Unfallgefahr durch das Blockieren des Getriebes.

 

Diagnose und Montage:

Diagnose- und Montagearbeiten am Getriebe erfordern professionelle Erfahrung, Genauigkeit und in der Regel einige Spezialwerkzeuge.

 

Die Diagnose von Getriebeschäden besteht grundsätzlich aus zwei Prüfungen:

 

Bauteil Schaden Ursache Auswirkung technischer Hintergrund
 

Getriebelager

  • Lagerringe gebrochen
     
  • Lagerkäfig gebrochen
     
  • Pittings*
     
  • Anlaßfarben an Bauteilen des Lagers
  • normaler Verschleiß aufgrund hoher Laufleistung
     
  • Unterdimensionierung
     
  • Überbeanspruchung (z.B. Tuning)
     
  • Getriebeölmangel / ungeeignetes Getriebeöl
     
  • Wassereintrag ins Getriebeöl über Belüftung, fehlende oder defekte Abschirmkappe
  • Lagergeräusche: Rauhlauf / heulen / mahlen
     
  • u.U. drehzahl- oder geschwindigkeitsabhängige Änderung der Symptome
  • Gefahr des Festfressens von Lagern, das zum Getriebewellenbruch führen kann
  • Das Getriebeöl soll die im Betrieb entstehende Erwärmung der Getriebebauteile an das Getriebegehäuse abgeben
     
  • Ölmangel führt deshalb nicht nur zur Mangelschmierung, sondern auch zur thermischen Überlastung der Getriebebauteile
     
  • Eine nachträgliche Steigerung der Motorleistung überhöht die Lagerbelastung
 

Synchronringe

 

  • Bruch
     
  • Risse
     
  • Abnutzung
     
  • Verzug
     
  • Anlassfarbe
  • normaler Verschleiß aufgrund hoher Laufleistung
     
  • Zu geringer Getriebeölstand
     
  • Ungeeignetes Getriebeöl
     
  • Schaltstangen bzw. Schaltseile falsch eingestellt
     
  • Kupplung wird nicht vollständig durchgetreten
  • Kratzendes Schalten, vor allem bei schnellem Gangeinlegen
     
  • Schaltzähne der Schaltmuffe greifen nicht oder verspätet in die Schaltzähne des Gangrades
     
  • Abgenutzte Spitzen an den Schaltzähnen des Losrades und der Schaltmuffe
  • Intakte Synchronringe zeigen eine hell klingende Klangprobe
     
  • Synchronringe mit Haarrissen klingen dumpf-scheppernd
 

Losrad

 

  • Zahnradzähne
     
  • Lagerfläche innen
     
  • Axiallagerflächen
     
  • Schalt(-kurz)verzahnung
     
  • Synchronkonus
     
  • Pittings*
     
  • Anlassfarbe
  • Normaler Verschleiß aufgrund hoher Laufleistung
     
  • Zu geringer Getriebeölstand
     
  • Zahnbruch verursacht durch Bruchstücke anderer zerstörter Bauteile
  • Laufgeräusche des Gangs unter Last
  • Bei Schrägverzahnung sind immer mehrere Zähne gleichzeitig im Eingriff, daher bricht kein einzelner Zahn durch Materialfehler
     
  • Es handelt sich also um einen Folgefehler
 

Schaltmuffe

 

  • Beschädigte Schaltgabelnut
     
  • Stark abgenutzte Schaltverzahnung
     
  • Axialverzahnung
     
  • Anlassfarbe
  • Synchronring gebrochen
     
  • Synchronring weist Haarrisse auf
     
  • Kupplung beim Schalten nicht vollständig getreten
     
  • Schaltgestänge oder Schaltzüge falsch eingestellt
  • Kratzendes Schalten
     
  • Gang läßt sich nur schwer einlegen
     
  • Schaltzahnbruch
  • Axialverzahnung von Synchronkörper und Schaltmuffe zusammenstecken und gemeinsam prüfen
 

Synchronkörper

 

  • Beschädigte Flanken der Axialverzahnung
     
  • Beschädigte Druckstückaussparung
     
  • Anlassfarbe
  • Normaler Verschleiß aufgrund hoher Laufleistung
     
  • Falsch eingebaute Druckstückfedern
     
  • Getriebeölmangel
  • Haklige Schaltvorgänge im entsprechenden Gang
     
  • Erschwerte Schaltvorgänge
  • Siehe Schaltmuffe
 

Wellen

 

  • Anlassfarbe
     
  • Pittings*
     
  • Riefen
     
  • Risse
     
  • Zahnradzähne
  • Normaler Verschleiß aufgrund hoher Laufleistung
     
  • Getriebeölmangel
     
  • Überhitzung
  • Laufgeräusche ähnlich denen von Lagerschäden
  • Bei sichtbaren Laufspuren immer die Lagerfläche des jeweiligen Losrades begutachten
 

Schalteinheit

 

  • Beschädigte Druckstücke
     
  • Beschädigte Druckstückfedern
     
  • Fehlerhafter Zusammenbau
     
  • Axialverzahnung
  • Normaler Verschleiß aufgrund hoher Laufleistung
     
  • Falsch eingebaute Druckstückfedern
     
  • Getriebeölmangel
  • Hakelige Schaltvorgänge im entsprechenden Gang
  • Druckstücke vor allem an den Seiten auf Beschädigungen oder Einlaufspuren prüfen
     
  • Um das Verkanten der Druckstücke zu vermeiden, sind die Druckstückfedern ins gleiche Druckstück einzuhängen, Drehrichtung aber entgegengesetzt
 

Druckstücke / Federn / Kugeln

 

  • Beschädigte Druckstücke
     
  • Beschädigte Federn
     
  • Beschädigte Kugeln
  • Normaler Verschleiß aufgrund hoher Laufleistung
     
  • Getriebeölmangel
  • Hakelige Schaltvorgänge im entsprechenden Gang
  • Druckstücke vor allem an den Seitenflächen auf Einlaufspuren prüfen
     
  • Kugeln auf Abnutzung prüfen
     
  • Federn auf Bruch prüfen
 

Schaltgabeln

 

  • Verzug der Gabelenden
     
  • Verschleiß an den Gabelenden
     
  • Verschleiß an der Schaltaussparung
     
  • Haarrisse
  • Verzogene Schaltgabeln bei fertigungsbedingten Spannungen im Materialgefüge möglich
     
  • Schlag durch Fahrzeugunfall
     
  • Gewaltschaltungen
  • Schleifgeräusche
     
  • Hakeliges Schalten
     
  • Schalthebel läßt sich manchmal, unter bestimmten Betriebsbedingungen oder gar nicht schalten
  • Haarrisse lassen sich durch Klangprobe ermitteln
     
  • Verzug erkennbar durch Vergleich mit sicher unbeschädigtem Vergleichsteil
 

Schaltwellen

 

  • Eingelaufen
     
  • Verzug
     
  • (Haar-)Risse
     
  • Pittings*
     
  • Anlaßfarben
  • Abnutzung aufgrund hoher Laufleistung
     
  • Getriebeölmangel
     
  • Gewaltschaltungen
     
  • Schlag durch Fahrzeugunfall
  • Hakeliges Schalten
     
  • Schalthebel läßt sich manchmal, unter bestimmten Betriebsbedingungen oder gar nicht schalten
  • Insbesondere Aussparungen der Schaltarretierungen prüfen

Nadellager der Getriebe-Losräder

Die Kunststoff-Käfige dieser Nadellager weisen bei vielen Getrieben in unterschiedliche Einfärbungen trotz gleicher Abmessungen auf. Diese unterschiedliche Einfärbung hat in der Regel keinen technischen Hintergrund, sondern dient dazu, den Hersteller des Lagers eindeutig bestimmen zu können, da diese Nadellager häufig von unterschiedlichen Zulieferern bezogen werden.

Im Rahmen einer Getriebeinstandsetzung ist es sinnvoll, die Nadellager der Losräder auch ohne Vorliegen eindeutiger Beschädigungen zu ersetzen.

Prüfung von Synchronring und Synchronkonus

Verzug prüfen:
  • Synchronkörper und Synchronring reinigen
  • Synchronring auf Synchronkonus legen
  • Der Synchronring muß satt sitzen und darf keinesfalls kippen
  • Ringspalt zwischen Synchronring und Synchronkörper jeweils um 120° versetzt mit Ventilspiel-Lehre messen
     

Verschleißgrad prüfen:

  • Synchronkörper und Synchronring reinigen
  • Synchronring auf Synchronkonus legen
  • Der Synchronring muß satt sitzen und darf keinesfalls kippen
  • Ringspalt zwischen Synchronring und Synchronkörper jeweils um 120° versetzt mit Ventilspiel-Lehre messen
     

Die Grenze für Schaltprobleme, verursacht durch die Synchronringe, liegt bei einem Ringspalt von <0,5 mm.

Ist der Ringspalt > 0,5 mm, ist die Ursache für die Schaltprobleme an anderen Bauteilen des Schaltgetriebes zu suchen.

Im Rahmen einer Schaltgetriebe-Instandsetzung immer alle Synchronringe erneuern.

 *) Pittings

Pittings bedeutet Grübchenbildung in Oberflächen von Metallen. Solche Schäden treten vor allem bei Wälzlagern und Metalloberflächen auf.